ANCHISES IN ALASKA

Ein Vaterbuch in Versen

Bissig, Florian

80 Seiten

23,00 €
Inkl. 7% Steuern

Lieferzeit: Vorbestellbar

Erscheint am: 21.05.2024

Ein bisschen Kies, ein bisschen Gras (dies mög uns hier als Lokodeskription genügen) (nur dies vielleicht: dass eine Bachstelze auf einem Grabstein hockt, die Augen auf- merksam auf mich gestellt, und singt tschiwid tschiwid ganz aufgeregt tschiwid - wie sollts mir anders als bedeutungsvoll erscheinen?) Ich bins, dein Danny Boy, zurück bei dir im stillen Tal zu knien Hörst du, wie ich knirsche über dir? Nun wird dein Grab ein wenig wärmer wenn ich mich zu dir hinunterbeuge und durch Kies und Gras und Staub hindurch auf Wiedersehen sage und dich bis dann in Frieden ruhen lasse. Aber wo ist, wo war es denn? Die alten Reihen sind weg und neue sind an andrer Stelle, verschoben scheint die ganze Grab- landschaft. Wo deines ist / war bleibt unklar clever! Du bräuchtest keinen Grabstein, pflegtest du zu zitieren. Aber wenn denn wir für dich du wusstest wohl, wir brauchen einen was drauf zu stehen habe, hast du nie gesagt und auch Vorschläge hast du nie gemacht

Was, wenn der Tod des anderen die Möglichkeit des Nachfragens ausgelöscht hat? Das lyrische Ich, das in diesem Buch die ganze Redezeit beansprucht, will sich nicht mit einem Monolog zufriedengeben. Es hält daran fest, den Abwesenden im Gespräch zur Anwesenheit zu verführen. Zu diesem Behuf geht es dorthin, wo die Grenzen von Anwesenheit und Abwesenheit, von Sein und Nichtsein, von Leben und Tod nebulös werden: ins Reich der Einbildungskraft. Durch das Einrücken in eine geteilte Welt von literarischen Imaginationen findet es einen Resonanzraum, in dem sich sein jambischer Redefluss in ein mehrstimmiges Tableau auffächert. So trifft sich der Sprecher kraft der Erinnerung und kraft der Fantasie mit seinem Vater irgendwo im Grenzbereich zwischen Ober- und Unterwelt, zwischen Biografie und Fiktion, zwischen Erinnerung und Tagtraum. Einmal begegnet er ihm als waghalsigem Teufelskerl zu Fuss in Alaska, ein andermal trägt er ihn als gelähmten Anchises aus dem brennenden Troja. Und immer befragt er ihn, bohrend, aber liebevoll, zu seinen Lebensentwürfen und Fantasien.

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Autor Bissig, Florian
Verlag verlag die brotsuppe
ISBN 9783038670964
ISBN/EAN 9783038670964
Lieferzeit Vorbestellbar
Erscheinungsdatum 21.05.2024
Lieferbarkeitsdatum 25.11.2024
Einband Gebunden
Seitenzahl 80 S.

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Verlag verlag die brotsuppe
ISBN 9783038670964
Erscheinungsdatum 21.05.2024
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Ein bisschen Kies, ein bisschen Gras (dies mög uns hier als Lokodeskription genügen) (nur dies vielleicht: dass eine Bachstelze auf einem Grabstein hockt, die Augen auf- merksam auf mich gestellt, und singt tschiwid tschiwid ganz aufgeregt tschiwid - wie sollts mir anders als bedeutungsvoll erscheinen?) Ich bins, dein Danny Boy, zurück bei dir im stillen Tal zu knien Hörst du, wie ich knirsche über dir? Nun wird dein Grab ein wenig wärmer wenn ich mich zu dir hinunterbeuge und durch Kies und Gras und Staub hindurch auf Wiedersehen sage und dich bis dann in Frieden ruhen lasse. Aber wo ist, wo war es denn? Die alten Reihen sind weg und neue sind an andrer Stelle, verschoben scheint die ganze Grab- landschaft. Wo deines ist / war bleibt unklar clever! Du bräuchtest keinen Grabstein, pflegtest du zu zitieren. Aber wenn denn wir für dich du wusstest wohl, wir brauchen einen was drauf zu stehen habe, hast du nie gesagt und auch Vorschläge hast du nie gemacht

Was, wenn der Tod des anderen die Möglichkeit des Nachfragens ausgelöscht hat? Das lyrische Ich, das in diesem Buch die ganze Redezeit beansprucht, will sich nicht mit einem Monolog zufriedengeben. Es hält daran fest, den Abwesenden im Gespräch zur Anwesenheit zu verführen. Zu diesem Behuf geht es dorthin, wo die Grenzen von Anwesenheit und Abwesenheit, von Sein und Nichtsein, von Leben und Tod nebulös werden: ins Reich der Einbildungskraft. Durch das Einrücken in eine geteilte Welt von literarischen Imaginationen findet es einen Resonanzraum, in dem sich sein jambischer Redefluss in ein mehrstimmiges Tableau auffächert. So trifft sich der Sprecher kraft der Erinnerung und kraft der Fantasie mit seinem Vater irgendwo im Grenzbereich zwischen Ober- und Unterwelt, zwischen Biografie und Fiktion, zwischen Erinnerung und Tagtraum. Einmal begegnet er ihm als waghalsigem Teufelskerl zu Fuss in Alaska, ein andermal trägt er ihn als gelähmten Anchises aus dem brennenden Troja. Und immer befragt er ihn, bohrend, aber liebevoll, zu seinen Lebensentwürfen und Fantasien.

 

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