Agnostischer Atheismus

Freud, Lacan und andere Unglaubensgenossen, L'Indifférence IV

Chiesa, Lorenzo

140 Seiten

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Erscheint am: 05.06.2024

Was heißt es heute philosophisch einen Atheismus zu vertreten, ohne sich dabei in Widersprüche zu verwickeln? In weiten Teilen der Philosophie scheint man sich inzwischen nicht nur einig, dass Gott für uns, nach Nietzsches Wort, tot ist. Dank der modernen Wissenschaft lasse sich mit absoluter Gewissheit behaupten, dass die Natur unabhängig und jenseits unserer geordneten Erfahrung schon immer ein akausales Chaos ohne umfassendes Ganzes/Eines (Gott) war und ist. Doch worauf stützt man die Absolutheit dieser scheinbar gewissen Wahrheit? Errichtet man damit nicht ungewollt das Eine, das man auszutreiben meint: das Eine, in Hinsicht auf das man die wissenschaftlichen Aussagen totalisiert Entgegen einer solchen Rückkehr zu einer vorkantianischen Ontologie hält sich in unterschiedlicher Form eine Position, die ihren Ausgang in einer Anerkennung der Hartnäckigkeit von Religion oder theologischen Annahmen nimmt. So lautet etwa Slavoj Zizeks Argument, dass wir unsere implizit theologischen Annahmen durchqueren und durcharbeiten müssen, um überhaupt erst zu einem wahren Atheismus zu gelangen, der den Anderen als Einen hinter sich lässt - eine atheistische Erfahrung, die von der christlichen Erfahrung kaum zu lösen ist und diese letztlich offenherzig privilegiert. Lorenzo Chiesa hält beide diese Alternativen für unzureichend. Mit und über Jacques Lacan hinaus entwickelt er einen psychoanalytisch informierten Atheismus, dessen Stärke sich gerade aus einem theoretischen Agnostizismus speist. Nicht nur gilt es davon auszugehen, dass uns als sprechende Wesen unweigerlich die Hypo these eines Gottes begleitet, der die Sinnhaftigkeit des von uns Gesagten verbürgt. Auch die moderne Wissenschaft beruht unweigerlich auf der Annahme eines Gottes, der garantiert, dass es keinen Gott gibt, und damit uns, aber niemals sich selbst täuscht. Wie sähe dement gegen ein Gott aus, der mit jeder Täuschung nicht nur uns, sondern auch sich selbst täuscht? Eine solche agnostische Alternative lässt sich rational oder theoretisch nicht widerlegen, eröffnet gerade darüber jedoch die Grundlage für einen Atheismus, der sich praktisch gegen jeglichen göttlichen Anderen entscheidet.

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Autor Chiesa, Lorenzo
Verlag Neue Deutsch-Französische Jahrbücher
ISBN 9783949153112
ISBN/EAN 9783949153112
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Erscheinungsdatum 05.06.2024
Lieferbarkeitsdatum 27.11.2024
Seitenzahl 140 S.

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ISBN 9783949153112
Erscheinungsdatum 05.06.2024

Was heißt es heute philosophisch einen Atheismus zu vertreten, ohne sich dabei in Widersprüche zu verwickeln? In weiten Teilen der Philosophie scheint man sich inzwischen nicht nur einig, dass Gott für uns, nach Nietzsches Wort, tot ist. Dank der modernen Wissenschaft lasse sich mit absoluter Gewissheit behaupten, dass die Natur unabhängig und jenseits unserer geordneten Erfahrung schon immer ein akausales Chaos ohne umfassendes Ganzes/Eines (Gott) war und ist. Doch worauf stützt man die Absolutheit dieser scheinbar gewissen Wahrheit? Errichtet man damit nicht ungewollt das Eine, das man auszutreiben meint: das Eine, in Hinsicht auf das man die wissenschaftlichen Aussagen totalisiert Entgegen einer solchen Rückkehr zu einer vorkantianischen Ontologie hält sich in unterschiedlicher Form eine Position, die ihren Ausgang in einer Anerkennung der Hartnäckigkeit von Religion oder theologischen Annahmen nimmt. So lautet etwa Slavoj Zizeks Argument, dass wir unsere implizit theologischen Annahmen durchqueren und durcharbeiten müssen, um überhaupt erst zu einem wahren Atheismus zu gelangen, der den Anderen als Einen hinter sich lässt - eine atheistische Erfahrung, die von der christlichen Erfahrung kaum zu lösen ist und diese letztlich offenherzig privilegiert. Lorenzo Chiesa hält beide diese Alternativen für unzureichend. Mit und über Jacques Lacan hinaus entwickelt er einen psychoanalytisch informierten Atheismus, dessen Stärke sich gerade aus einem theoretischen Agnostizismus speist. Nicht nur gilt es davon auszugehen, dass uns als sprechende Wesen unweigerlich die Hypo these eines Gottes begleitet, der die Sinnhaftigkeit des von uns Gesagten verbürgt. Auch die moderne Wissenschaft beruht unweigerlich auf der Annahme eines Gottes, der garantiert, dass es keinen Gott gibt, und damit uns, aber niemals sich selbst täuscht. Wie sähe dement gegen ein Gott aus, der mit jeder Täuschung nicht nur uns, sondern auch sich selbst täuscht? Eine solche agnostische Alternative lässt sich rational oder theoretisch nicht widerlegen, eröffnet gerade darüber jedoch die Grundlage für einen Atheismus, der sich praktisch gegen jeglichen göttlichen Anderen entscheidet.

 

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