Pina Bausch

Bilder eines Lebens, Mit E-Book

Linsel, Anne

184 Seiten, 32.54 MB, Hardcover mit Schutzumschlag, ca. 50 Abbildungen

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EINS KINDHEIT IN SOLINGENW er in Wuppertal, im Stadtteil Barmen, Ende der 1980er-Jahre an einem ganz gewöhnlichen Wochentag am spÃteren Morgen die TalstraÃ?e jenseits des Alten Marktes entlangging, dem konnte es passieren, dass er eine schmale, dunkel gekleidete Person aus einem Café kommen sah, ein kleines Tablett mit Kaffeekanne und Tasse in Richtung "Lichtburg" balancierend und in einem schmucklosen Eingang verschwindend. Die "Lichtburg" ist ein ehemaliges Kino. Bis heute beherbergt das GebÃude eine der berÃhmtesten Tanzkompanien der Welt: das Tanztheater Wuppertal. Die Kompanie hat dort ihre ProbenrÃume.Die Person mit dem Tablett in der Hand war niemand anderes als Pina Bausch, die damals gelegentlich ihren Kaffee eigenhÃndig Ãber die StraÃ?e trug, als wÃr's eine Szene aus einem ihrer StÃcke. In jener Zeit waren in Wuppertal Abneigung, Ablehnung und Protest gegen Pina Bausch und das Tanztheater umgeschlagen - zuerst in vorsichtige, dann in stÃrmische Zuneigung. Bis dahin waren Pina Bausch und ihre TÃnzer einen langen, oft sehr schmerzhaften Weg gegangen.Pina Bausch wurde am 27. Juli 1940 in Solingen geboren. Sie hatte zwei Geschwister: einen Bruder, der zehn Jahre Ãlter, eine Schwester, die neun Jahre Ãlter war. Beide sind lange vor Pina Bausch gestorben. Als sie noch nicht richtig sprechen konnte, habe sie auf die Frage: "Wie heiÃ?t du denn?", immer geantwortet: "Pina". Eigentlich heiÃ?t sie Philippine, nach der Mutter ihres Vaters. So ist es, abgesehen von offiziellen Schreiben und Klausuren wÃhrend ihres Studiums, bei "Pina" geblieben.Als Kind in SolingenAugust und Anita Bausch betrieben eine Gastwirtschaft mit kleinem Hotel in Solingen, bekannt in aller Welt als "Klingenstadt" durch die hier hergestellten Messer, Scheren, Bestecke, Klingen. Die Familie Bausch wohnte nicht im Zentrum, sondern am Rand von Solingen in der NÃhe einer Stahlwaren- und einer Schokoladenfabrik. Im Zweiten Weltkrieg wurde Solingen schwer bombardiert. Pina Bausch erinnerte sich, dass die Familie oft in einen kleinen Bunker im Garten Zuflucht suchen musste - einmal sei eine Bombe auf einen Teil des Elternhauses gefallen. Gott sei dank blieben alle unverletzt. Eine Zeitlang schicken die Eltern ihre kleine Tochter nach Wuppertal zu einer Tante, weil dort ein gröÃ?erer Bunker steht. "Sie meinten, da sei ich sicherer gewesen. Ich hatte einen kleinen Rucksack mit weiÃ?en PÃnktchen, aus dem eine Puppe herausguckte. Der stand immer fertig gepackt, so dass ich ihn mitnehmen konnte, wenn Fliegeralarm war."Der Garten hinter der Gastwirtschaft war nicht besonders groÃ?. Aber er war ein Paradies fÃr die Kinder: der Familienbunker, ein langes GebÃude mit einer Kegelbahn, eine runde TanzflÃche aus Beton (der erste Bauabschnitt fÃr ein Gartenrestaurant, das nie gebaut wurde), ein verrostetes Treibhaus, dazwischen wild wachsende GrÃser, Unkraut und "vereinzelt herrliche bunte Blumen". Hier entfaltete sich die Phantasie. Im Sommer saÃ?en Pina und ihre Freunde auf dem heiÃ?en Teerdach der Kegelbahn und aÃ?en Sauerkirschen, die vom Nachbarn Ãber das Dach ragten. Sie hÃpften auf alten Sofas, die ebenfalls dort standen, wie auf einem Trampolin, und im Treibhaus wurde Theater gespielt - "vielleicht begannen dort meine ersten Inszenierungen". Auf der TanzflÃche verwandelten sie sich in berÃhmte Schauspieler. Pina war meistens Marika Rökk. Und wenn sie Hunger hatten, dann stellten sich alle Kinder auf die Gullis in der NÃhe der Schokoladenfabrik und atmeten die sÃÃ?en warmen DÃmpfe ein: "Geld hatten wir nicht, aber riechen konnten wir. Auch so konnte man satt werden."Das Spielen im Gartenparadies war die eine Seite der Kindheit, die andere hieÃ? Mitarbeit im elterlichen Betrieb. Pina musste mit ihren Geschwistern helfen: stundenlang Kartoffeln schÃlen, die Treppe putzen, Betten machen, Waschbecken sÃubern, die Gastzimmer aufrÃumen. Als sie etwa zw

Pina Bausch, geboren 1940 in Solingen, gestorben 2009 in Wuppertal, erhielt ihre Tanzausbildung an der Essener Folkwang-Schule. Als sie zur Spielzeit 1973/74 als Choreographin verpflichtet wurde, benannte sie das Ensemble in Tanztheater Wuppertal um. Unter diesem Namen erlangte die Kompanie Weltgeltung, die auch nach ihrem Tod Bestand hat. Pina Bauschs Verknüpfung von poetischen und Alltagselementen beeinflusste die internationale Tanzentwicklung entscheidend. Weltweit mit den höchsten Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, zählt Pina Bausch zu den bedeutendsten Choreographinnen der Gegenwart.Anne Linsel, die Pina Bausch seit ihrer Zeit in Wuppertal kannte und etliche Filme über sie drehte, zeichnet in "Bilder eines Lebens" ein intimes, sehr persönliches Porträt.

Anne Linsel wurde in Wuppertal geboren, wo sie bis heute lebt. Studium der Kunst und Kunstgeschichte. 1984-89 Moderation des ZDF-Kulturmagazins 'Aspekte', 1989-2004 Gastgeberin der ZDF-Reihe 'Zeugen des Jahrhunderts'. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Radio-Features, TV-Beiträge (u. a. ARTEThemenabend Pina Bausch) und Filme (u. a. 'Pina Bausch' und 'Tanzträume - Kontakthof von Pina Bausch' 2009/2010). Von-der-Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal 2012, Gründungsmitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft, Mitglied AICA - Internationaler Kunstkritikerverband, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

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Autor Linsel, Anne
Verlag Edel Music & Entertainment GmbH
ISBN 9783841901828
ISBN/EAN 9783841901828
Lieferzeit 5 Werktage(inkl . Versand)
Erscheinungsdatum 28.11.2012
Einband Gebunden
Format 2 x 24.4 x 17.9
Seitenzahl 184 S., 32.54 MB, Hardcover mit Schutzumschlag, ca. 50 Abbildungen
Gewicht 704

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Verlag Edel Music & Entertainment GmbH
ISBN 9783841901828
Erscheinungsdatum 28.11.2012
Einband Gebunden
Format 2 x 24.4 x 17.9
Gewicht 704

EINS KINDHEIT IN SOLINGENW er in Wuppertal, im Stadtteil Barmen, Ende der 1980er-Jahre an einem ganz gewöhnlichen Wochentag am spÃteren Morgen die TalstraÃ?e jenseits des Alten Marktes entlangging, dem konnte es passieren, dass er eine schmale, dunkel gekleidete Person aus einem Café kommen sah, ein kleines Tablett mit Kaffeekanne und Tasse in Richtung "Lichtburg" balancierend und in einem schmucklosen Eingang verschwindend. Die "Lichtburg" ist ein ehemaliges Kino. Bis heute beherbergt das GebÃude eine der berÃhmtesten Tanzkompanien der Welt: das Tanztheater Wuppertal. Die Kompanie hat dort ihre ProbenrÃume.Die Person mit dem Tablett in der Hand war niemand anderes als Pina Bausch, die damals gelegentlich ihren Kaffee eigenhÃndig Ãber die StraÃ?e trug, als wÃr's eine Szene aus einem ihrer StÃcke. In jener Zeit waren in Wuppertal Abneigung, Ablehnung und Protest gegen Pina Bausch und das Tanztheater umgeschlagen - zuerst in vorsichtige, dann in stÃrmische Zuneigung. Bis dahin waren Pina Bausch und ihre TÃnzer einen langen, oft sehr schmerzhaften Weg gegangen.Pina Bausch wurde am 27. Juli 1940 in Solingen geboren. Sie hatte zwei Geschwister: einen Bruder, der zehn Jahre Ãlter, eine Schwester, die neun Jahre Ãlter war. Beide sind lange vor Pina Bausch gestorben. Als sie noch nicht richtig sprechen konnte, habe sie auf die Frage: "Wie heiÃ?t du denn?", immer geantwortet: "Pina". Eigentlich heiÃ?t sie Philippine, nach der Mutter ihres Vaters. So ist es, abgesehen von offiziellen Schreiben und Klausuren wÃhrend ihres Studiums, bei "Pina" geblieben.Als Kind in SolingenAugust und Anita Bausch betrieben eine Gastwirtschaft mit kleinem Hotel in Solingen, bekannt in aller Welt als "Klingenstadt" durch die hier hergestellten Messer, Scheren, Bestecke, Klingen. Die Familie Bausch wohnte nicht im Zentrum, sondern am Rand von Solingen in der NÃhe einer Stahlwaren- und einer Schokoladenfabrik. Im Zweiten Weltkrieg wurde Solingen schwer bombardiert. Pina Bausch erinnerte sich, dass die Familie oft in einen kleinen Bunker im Garten Zuflucht suchen musste - einmal sei eine Bombe auf einen Teil des Elternhauses gefallen. Gott sei dank blieben alle unverletzt. Eine Zeitlang schicken die Eltern ihre kleine Tochter nach Wuppertal zu einer Tante, weil dort ein gröÃ?erer Bunker steht. "Sie meinten, da sei ich sicherer gewesen. Ich hatte einen kleinen Rucksack mit weiÃ?en PÃnktchen, aus dem eine Puppe herausguckte. Der stand immer fertig gepackt, so dass ich ihn mitnehmen konnte, wenn Fliegeralarm war."Der Garten hinter der Gastwirtschaft war nicht besonders groÃ?. Aber er war ein Paradies fÃr die Kinder: der Familienbunker, ein langes GebÃude mit einer Kegelbahn, eine runde TanzflÃche aus Beton (der erste Bauabschnitt fÃr ein Gartenrestaurant, das nie gebaut wurde), ein verrostetes Treibhaus, dazwischen wild wachsende GrÃser, Unkraut und "vereinzelt herrliche bunte Blumen". Hier entfaltete sich die Phantasie. Im Sommer saÃ?en Pina und ihre Freunde auf dem heiÃ?en Teerdach der Kegelbahn und aÃ?en Sauerkirschen, die vom Nachbarn Ãber das Dach ragten. Sie hÃpften auf alten Sofas, die ebenfalls dort standen, wie auf einem Trampolin, und im Treibhaus wurde Theater gespielt - "vielleicht begannen dort meine ersten Inszenierungen". Auf der TanzflÃche verwandelten sie sich in berÃhmte Schauspieler. Pina war meistens Marika Rökk. Und wenn sie Hunger hatten, dann stellten sich alle Kinder auf die Gullis in der NÃhe der Schokoladenfabrik und atmeten die sÃÃ?en warmen DÃmpfe ein: "Geld hatten wir nicht, aber riechen konnten wir. Auch so konnte man satt werden."Das Spielen im Gartenparadies war die eine Seite der Kindheit, die andere hieÃ? Mitarbeit im elterlichen Betrieb. Pina musste mit ihren Geschwistern helfen: stundenlang Kartoffeln schÃlen, die Treppe putzen, Betten machen, Waschbecken sÃubern, die Gastzimmer aufrÃumen. Als sie etwa zw

Pina Bausch, geboren 1940 in Solingen, gestorben 2009 in Wuppertal, erhielt ihre Tanzausbildung an der Essener Folkwang-Schule. Als sie zur Spielzeit 1973/74 als Choreographin verpflichtet wurde, benannte sie das Ensemble in Tanztheater Wuppertal um. Unter diesem Namen erlangte die Kompanie Weltgeltung, die auch nach ihrem Tod Bestand hat. Pina Bauschs Verknüpfung von poetischen und Alltagselementen beeinflusste die internationale Tanzentwicklung entscheidend. Weltweit mit den höchsten Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, zählt Pina Bausch zu den bedeutendsten Choreographinnen der Gegenwart.Anne Linsel, die Pina Bausch seit ihrer Zeit in Wuppertal kannte und etliche Filme über sie drehte, zeichnet in "Bilder eines Lebens" ein intimes, sehr persönliches Porträt.

Anne Linsel wurde in Wuppertal geboren, wo sie bis heute lebt. Studium der Kunst und Kunstgeschichte. 1984-89 Moderation des ZDF-Kulturmagazins 'Aspekte', 1989-2004 Gastgeberin der ZDF-Reihe 'Zeugen des Jahrhunderts'. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Radio-Features, TV-Beiträge (u. a. ARTEThemenabend Pina Bausch) und Filme (u. a. 'Pina Bausch' und 'Tanzträume - Kontakthof von Pina Bausch' 2009/2010). Von-der-Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal 2012, Gründungsmitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft, Mitglied AICA - Internationaler Kunstkritikerverband, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

 

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