Die letzten Tage der zum Tode Verurteilten

Das Tagebuch des Nürnberger Gefangenenseelsorgers Johann Hagendorn 1605-1620, Quellen zur Regionalgeschichte 19

Peter Schuster/Andrea Bendlage

264 Seiten, 2 s/w Illustr., 14 farbige Illustr., 16 Illustr.

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Hinrichtungsrituale in der vormodernen westeuropäischen Gesellschaft waren hochkomplexe Inszenierungen mit vielen Beteiligten. prominent in Szene gesetzt. Die Rolle von Geistlichen beim Vollzug der Todesstrafe ist bislang wenig beachtet worden. Ein Grund dafür ist sicherlich in der problematischen Quellenlage zu suchen. Selbstzeugnisse gibt es in der Regel nicht. Ein Seelsorger hat über seine Tätigkeit Buch geführt: der Nürnberger Pfarrer Johann Hagendorn. Seine Berichte über die geistliche Betreuung der Gefangenen im Nürnberger Lochgefängnis zu Beginn des 17. Jahrhunderts sind einzigartig und aufschlussreich. In ganz Europa sind vergleichbare Aufzeichnungen eines lutherischen Seelsorgers nicht überliefert. Hagendorns Text führt tief hinein in die Gefühlswelt der um ihr Leben fürchtenden Lochgefangenen. Wir erfahren von ihrer Angst, Verzweiflung und ihrem Kleinmut. Wie sich Johann Hagendorn in dieser emotional hoch angespannten Lage verhielt, zeigen die in diesem Buch erstmals edierten Berichte.

Der lutherische Pfarrer Johann Hagendorn war von 1605 bis 1620 Seelsorger für die zum Tode Verurteilten im Nürnberger Lochgefängnis. Über die Begegnungen mit den Inhaftierten, die wegen Mordes, Diebstahls oder sexueller Verfehlungen auf ihre Hinrichtung warteten, hat er regelmäßig Berichte verfasst. Hagendorn besuchte die armen Sünder über mehrere Tage, unterwies sie im Glauben und versuchte, sie auf ein christliches Sterben vorzubereiten. Er beschreibt ausführlich die ihnen zur Last gelegten Verbrechen, schildert die mentale Verfassung und religiöse Bildung der Gefangenen und den oft spektakulären Ablauf der Hinrichtungen, die unter seiner Regie zu einem Gottesdienst eigener Art wurden. Mitleid war dem Geistlichen fremd. Sein Ziel war es, die Seele der Verurteilten zu retten, und dafür waren ihm alle Mittel recht: Er schrie, er haderte, er drohte. Bei den meisten Verurteilten hatte er Erfolg, aber es gab auch die Verstockten, die er nicht zu erweichen vermochte. Hagendorns Tagebuch ist ein einzigartiger Beitrag zur Geschichte der Todesstrafe in der Frühen Neuzeit, ein bestürzendes Dokument zum Alltag der Gefangenen und zur Praxis der Gefangenenseelsorge. Es ist damit ein kulturgeschichtliches Dokument von höchstem Rang.

Prof. Dr. Peter Schuster. Geboren 1957 in Detmold. Studium: Geschichtswissenschaft, Mathematik und Betriebswirtschaftslehre in Bielefeld. Promotion: Städtische Bordelle in Deutschland 1350-1600. Habilitation: Recht und Alltag im spätmittelalterlichen Konstanz. Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Bielefeld. Forschungsinteressen: Stadtgeschichte, Kriminalitätsgeschichte, Dynastiebildung im Adel, Verfassungsgeschichte. http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/pschuster/

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Autor Peter Schuster/Andrea Bendlage
Verlag Verlag für Regionalgeschichte
ISBN 9783739513393
ISBN/EAN 9783739513393
Lieferzeit 5 Werktage(inkl . Versand)
Erscheinungsdatum 20.05.2022
Lieferbarkeitsdatum 31.07.2022
Einband Gebunden
Format 2.2 x 25.3 x 17.7
Seitenzahl 264 S., 2 s/w Illustr., 14 farbige Illustr., 16 Illustr.
Gewicht 652

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Verlag Verlag für Regionalgeschichte
ISBN 9783739513393
Erscheinungsdatum 20.05.2022
Einband Gebunden
Format 2.2 x 25.3 x 17.7
Gewicht 652

Hinrichtungsrituale in der vormodernen westeuropäischen Gesellschaft waren hochkomplexe Inszenierungen mit vielen Beteiligten. prominent in Szene gesetzt. Die Rolle von Geistlichen beim Vollzug der Todesstrafe ist bislang wenig beachtet worden. Ein Grund dafür ist sicherlich in der problematischen Quellenlage zu suchen. Selbstzeugnisse gibt es in der Regel nicht. Ein Seelsorger hat über seine Tätigkeit Buch geführt: der Nürnberger Pfarrer Johann Hagendorn. Seine Berichte über die geistliche Betreuung der Gefangenen im Nürnberger Lochgefängnis zu Beginn des 17. Jahrhunderts sind einzigartig und aufschlussreich. In ganz Europa sind vergleichbare Aufzeichnungen eines lutherischen Seelsorgers nicht überliefert. Hagendorns Text führt tief hinein in die Gefühlswelt der um ihr Leben fürchtenden Lochgefangenen. Wir erfahren von ihrer Angst, Verzweiflung und ihrem Kleinmut. Wie sich Johann Hagendorn in dieser emotional hoch angespannten Lage verhielt, zeigen die in diesem Buch erstmals edierten Berichte.

Der lutherische Pfarrer Johann Hagendorn war von 1605 bis 1620 Seelsorger für die zum Tode Verurteilten im Nürnberger Lochgefängnis. Über die Begegnungen mit den Inhaftierten, die wegen Mordes, Diebstahls oder sexueller Verfehlungen auf ihre Hinrichtung warteten, hat er regelmäßig Berichte verfasst. Hagendorn besuchte die armen Sünder über mehrere Tage, unterwies sie im Glauben und versuchte, sie auf ein christliches Sterben vorzubereiten. Er beschreibt ausführlich die ihnen zur Last gelegten Verbrechen, schildert die mentale Verfassung und religiöse Bildung der Gefangenen und den oft spektakulären Ablauf der Hinrichtungen, die unter seiner Regie zu einem Gottesdienst eigener Art wurden. Mitleid war dem Geistlichen fremd. Sein Ziel war es, die Seele der Verurteilten zu retten, und dafür waren ihm alle Mittel recht: Er schrie, er haderte, er drohte. Bei den meisten Verurteilten hatte er Erfolg, aber es gab auch die Verstockten, die er nicht zu erweichen vermochte. Hagendorns Tagebuch ist ein einzigartiger Beitrag zur Geschichte der Todesstrafe in der Frühen Neuzeit, ein bestürzendes Dokument zum Alltag der Gefangenen und zur Praxis der Gefangenenseelsorge. Es ist damit ein kulturgeschichtliches Dokument von höchstem Rang.

Prof. Dr. Peter Schuster. Geboren 1957 in Detmold. Studium: Geschichtswissenschaft, Mathematik und Betriebswirtschaftslehre in Bielefeld. Promotion: Städtische Bordelle in Deutschland 1350-1600. Habilitation: Recht und Alltag im spätmittelalterlichen Konstanz. Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Bielefeld. Forschungsinteressen: Stadtgeschichte, Kriminalitätsgeschichte, Dynastiebildung im Adel, Verfassungsgeschichte. http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/pschuster/

 

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