Vom Mythos zum Selfie

Wie wir uns die Welt erzählen

Keller, Stefan

304 Seiten

24,00 €
Inkl. 7% Steuern

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Im Mittelpunkt der allermeisten Geschichten steht eine Kernbotschaft, die für den Zusammenhalt der Jäger und Sammler der Steinzeit auf allen Kontinenten von entscheidender Bedeutung war: 'Stell deine Interessen nicht über die der Gruppe!' Ein Grundsatz, der uns in Geschichten als moralischer Imperativ bis heute begleitet, egal, ob sich Achill und Agamemnon in Homers Ilias eine private Fehde liefern, die die Griechen zu vernichten droht, oder Walter White in Breaking Bad um die Zukunft seiner Familie ringt und auf die schiefe Bahn gerät. Stell deine Interessen nicht über die der Gruppe ist der zentrale Imperativ des menschlichen Zusammenlebens. Geschichten geben ihn weiter, erzählen aber auch davon, wie schwierig es für Menschen sein kann, ihm gerecht zu werden. Ein Beispiel für eine solche Geschichte findet sich ebenfalls in der Kultur der Aborigines. In einer Gruppe lebte ein kleines Mädchen mit Namen Min-na-wee. Sie spielte gemeinsam mit den anderen Kindern, während am Horizont bereits die Sonne rotgolden versank. Während die Kinder spielten, kochten die Erwachsenen das Abendessen. Der Tag war erfolgreich gewesen, jeder war zufrieden - Männer, Frauen und Kinder. Nur Min-na-wee nicht. Sie war anders. Sie mochte es, Streit vom Zaun zu brechen, und auch an diesem Abend kam es wieder dazu und wurde über die Jahre nicht besser. Als die Mädchen alt genug waren, um zu heiraten, fand nur Min-na-wee keinen Mann und das machte sie noch streitsüchtiger. Die anderen in der Gruppe warnten ihre Mutter, dass es zu einem schrecklichen Ereignis käme, wenn sich ihre Tochter nicht bessern würde. Doch vergeblich. Min-na-wee zettelte ein ums andere Mal Streit an und jeden Tag gerieten die Mitglieder des Stammes aneinander, weil das Mädchen sie in ihre Konflikte verwickelte. Irgendwann reichte es den anderen. Als sie erneut einen Streit begann, packten sie sie und rollten sie immer und immer wieder durch den Dreck. Es gelang ihr, zu fliehen und sie kroch hinüber zum nahen Wasser, suchte darin Schutz und verwandelte sich in ein Krokodil. Einsam lauert sie dort nun auf Beute, und bekommt sie welche zwischen die Zähne, rollt und rollt sie sie so lange umher, bis sie tot ist.

Ob an den Lagerfeuern der Steinzeit, in den Theatern der griechischen Antike, zwischen zwei Buchdeckeln oder auf dem Display - Geschichten fesseln uns Menschen seit jeher. Bücher, Filme und Spiele sind aus unserem Leben nicht wegzudenken, genauso wenig wie Soziale Medien, politische Narrative oder Werbung. In ihnen zeigt sich, wie Menschen sich und die Welt sehen, welche Bedürfnisse und Werte sie antreiben, was sich über die Jahrtausende verändert hat und was bestehen bleibt: 'Geschichten erfüllen weit mehr als ein Bedürfnis nach Ablenkung und Unterhaltung. Sie dienen der Welterklärung, Selbstvergewisserung, Identitätsfindung, als moralischer Kompass, aber auch als Instrument der Ausgrenzung und als Machtmittel.' Stefan Keller gelingt ein groß angelegter, historischer Bogen über das Geschichtenerzählen - von der Sage bis zur Instagram-Story. Er öffnet den Blick für Unterschiede und Gemeinsamkeiten erzählerischer Traditionen etwa aus Ostasien, Europa und dem Nahen Osten und bezieht wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen der Neurologie, Psychologie und Soziologie ein. Und er betrachtet unsere Gegenwart, wie wir heute, in Zeiten von Klimawandel, digitalem Narzissmus und sozial-ökonomischen Umwälzungen, erzählen. Denn in unseren Geschichten spiegeln wir uns selbst: wie wir uns sehen, was wir fürchten und was wir hoffen. Eine Reise durch die Geschichte unserer Geschichten - spannend, unterhaltsam, erhellend.

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Autor Keller, Stefan
Verlag S. Marix Verlag GmbH
ISBN 9783737412322
ISBN/EAN 9783737412322
Lieferzeit 5 Werktage(inkl . Versand)
Erscheinungsdatum 08.12.2023
Lieferbarkeitsdatum 02.04.2024
Einband Gebunden
Format 2.8 x 20.5 x 13.5
Seitenzahl 304 S.
Gewicht 442

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ISBN 9783737412322
Erscheinungsdatum 08.12.2023
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Gewicht 442

Im Mittelpunkt der allermeisten Geschichten steht eine Kernbotschaft, die für den Zusammenhalt der Jäger und Sammler der Steinzeit auf allen Kontinenten von entscheidender Bedeutung war: 'Stell deine Interessen nicht über die der Gruppe!' Ein Grundsatz, der uns in Geschichten als moralischer Imperativ bis heute begleitet, egal, ob sich Achill und Agamemnon in Homers Ilias eine private Fehde liefern, die die Griechen zu vernichten droht, oder Walter White in Breaking Bad um die Zukunft seiner Familie ringt und auf die schiefe Bahn gerät. Stell deine Interessen nicht über die der Gruppe ist der zentrale Imperativ des menschlichen Zusammenlebens. Geschichten geben ihn weiter, erzählen aber auch davon, wie schwierig es für Menschen sein kann, ihm gerecht zu werden. Ein Beispiel für eine solche Geschichte findet sich ebenfalls in der Kultur der Aborigines. In einer Gruppe lebte ein kleines Mädchen mit Namen Min-na-wee. Sie spielte gemeinsam mit den anderen Kindern, während am Horizont bereits die Sonne rotgolden versank. Während die Kinder spielten, kochten die Erwachsenen das Abendessen. Der Tag war erfolgreich gewesen, jeder war zufrieden - Männer, Frauen und Kinder. Nur Min-na-wee nicht. Sie war anders. Sie mochte es, Streit vom Zaun zu brechen, und auch an diesem Abend kam es wieder dazu und wurde über die Jahre nicht besser. Als die Mädchen alt genug waren, um zu heiraten, fand nur Min-na-wee keinen Mann und das machte sie noch streitsüchtiger. Die anderen in der Gruppe warnten ihre Mutter, dass es zu einem schrecklichen Ereignis käme, wenn sich ihre Tochter nicht bessern würde. Doch vergeblich. Min-na-wee zettelte ein ums andere Mal Streit an und jeden Tag gerieten die Mitglieder des Stammes aneinander, weil das Mädchen sie in ihre Konflikte verwickelte. Irgendwann reichte es den anderen. Als sie erneut einen Streit begann, packten sie sie und rollten sie immer und immer wieder durch den Dreck. Es gelang ihr, zu fliehen und sie kroch hinüber zum nahen Wasser, suchte darin Schutz und verwandelte sich in ein Krokodil. Einsam lauert sie dort nun auf Beute, und bekommt sie welche zwischen die Zähne, rollt und rollt sie sie so lange umher, bis sie tot ist.

Ob an den Lagerfeuern der Steinzeit, in den Theatern der griechischen Antike, zwischen zwei Buchdeckeln oder auf dem Display - Geschichten fesseln uns Menschen seit jeher. Bücher, Filme und Spiele sind aus unserem Leben nicht wegzudenken, genauso wenig wie Soziale Medien, politische Narrative oder Werbung. In ihnen zeigt sich, wie Menschen sich und die Welt sehen, welche Bedürfnisse und Werte sie antreiben, was sich über die Jahrtausende verändert hat und was bestehen bleibt: 'Geschichten erfüllen weit mehr als ein Bedürfnis nach Ablenkung und Unterhaltung. Sie dienen der Welterklärung, Selbstvergewisserung, Identitätsfindung, als moralischer Kompass, aber auch als Instrument der Ausgrenzung und als Machtmittel.' Stefan Keller gelingt ein groß angelegter, historischer Bogen über das Geschichtenerzählen - von der Sage bis zur Instagram-Story. Er öffnet den Blick für Unterschiede und Gemeinsamkeiten erzählerischer Traditionen etwa aus Ostasien, Europa und dem Nahen Osten und bezieht wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen der Neurologie, Psychologie und Soziologie ein. Und er betrachtet unsere Gegenwart, wie wir heute, in Zeiten von Klimawandel, digitalem Narzissmus und sozial-ökonomischen Umwälzungen, erzählen. Denn in unseren Geschichten spiegeln wir uns selbst: wie wir uns sehen, was wir fürchten und was wir hoffen. Eine Reise durch die Geschichte unserer Geschichten - spannend, unterhaltsam, erhellend.

 

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