Der Hexenbrenner. Geschichten des Dreißigjährigen Krieges. Band 3

Historischer Roman, Geschichten des Dreißigjährigen Krieges 3

Olbrich, Jörg

532 Seiten

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Bamberg, 19. Januar 1628 Friedrich Förner schritt über die Brücke auf das Rathaus zu, das man seinerzeit mitten in die Regnitz gebaut hatte und das damit genau auf der Grenze zwischen dem bischöflichen Berg und der bürgerlichen Inselstadt stand. Heute würde dort über das Schicksal von Katharina Haan und ihrer Tochter entschieden werden, und Förner wusste, dass es nur ein Urteil geben konnte. Diesen Stich in die Seele des Kanzlers wollte der Weihbischof nicht verpassen. Es war ihm eine besondere Genugtuung, dass die Verhandlung im Domizil von Dr. Georg Haan stattfand, der leider nicht in der Stadt war. Zu gerne hätte er das Gesicht seines Widersachers gesehen, wenn das Urteil gegen sein Weib verkündet wurde. Katharina Haan hatte ihr Geständnis, kurz nach dem sie sich das erste Mal zur Hexerei bekannt hatte, widerrufen. Als man aber ein Hexenmal auf ihrem Rücken fand und sie einer weiteren Tortur aussetzte, hatte sie erneut alles zugegeben und auch die Besagung gegen ihren Mann und ihren Sohn wiederholt. Die Räte und Schöffen der Stadt Bamberg hatten jetzt keine andere Wahl, als die Hexe auf den Scheiterhaufen zu schicken. Förner setzte sich neben Vasoldt auf eine Bank und wartete darauf, dass die Gefangene hereingeführt wurde und die Verhandlung begann. Das Amtszimmer im Rathaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Bürger der Stadt waren gekommen, um zu sehen, ob eine der angesehensten Frauen unter ihnen tatsächlich schuldig gesprochen wurde, sich dem Teufel hingegeben zu haben. Adam Haan, der Sohn des Kanzlers, saß in einer Ecke und warf Vasoldt und Förner böse Blicke zu. Vor so vielen Zuschauern würde er es aber nicht wagen, sich offen gegen die beiden zu stellen. Den Vorsitz hatte Georg Heinrich Flock. Förner wusste, dass der Ratsherr eher ein Gegner der Hexenprozesse war und diese am liebsten beendet hätte. Vor allem, seitdem sein Weib Apolonia in das Malefizhaus gebracht worden war. Aber auch Flock würde nichts anderes übrigbleiben, als Katharina Haan zu verurteilen, wenn er sich nicht selbst in Verdacht bringen wollte. Immerhin hatte er das Bett mit einer Hexe geteilt und die Gefahr bestand, dass auch er selbst bereits von dem teuflischen Virus befallen war. Endlich wurde die Ketzerin von zwei Herolden in den Saal geführt. Mit den geschorenen Haaren und in ihrem Hexenhemd sah das Weib furchtbar aus. Sie war kaum in der Lage, sich aus eigener Kraft vor den Rat zu stellen. »Katharina Haan, wohnhaft in der Judengasse 6 in Bamberg?«, sprach Flock die Ketzerin an. »Das ist korrekt«, antwortete das Weib des Kanzlers mit brüchiger Stimme. Sie hatte den Blick gesenkt und ihre Augen wirkten, als sei das Leben darin bereits erloschen. »Ihr habt gestanden, der Hexerei schuldig zu sein. Wollt Ihr hierzu eine Aussage machen?« Flocks Blick drückte Mitleid aus und verstärkte damit Förners Misstrauen gegen den Ratsherrn. »Ich bekenne mich, den Vorsitz beim Hexensabbat geführt zu haben und dem Teufel zu Willen gewesen zu sein.« Die letzten Worte wurden so leise gesprochen, dass sie kaum zu verstehen waren. Ein Raunen ging durch die Menge und mehrere der Anwesenden standen auf. Erst, als einer der Schöffen beschwichtigend die Hand hob, kehrte wieder Ruhe ein. Förner sah Flock an, dass ihm die Worte der Hexe einen Stich versetzten. Vermutlich hatte der Ratsherr darauf gehofft, dass Katharina Haan in der Verhandlung alles leugnen würde. Wäre das geschehen, wäre das Weib erneut in den Scharfrichterraum geführt worden. »Ihr bekräftigt, dass ihr diese Aussage freiwillig macht und sie der Wahrheit entspricht?« »Ja.« »Dann verkünde ich nun das Urteil«, sagte Flock und senkte den Blick. »Nach gütlicher und peinlicher Befragung wird sodann nach Bekenntnis und Aussage der Katharina Haan zu Recht das Urteil gesprochen. Da sie Gott dem Allmächtigen auf schreckliche und unchristliche Weise abgesagt hat und sich dann dem Satan mit Leib und Seele ergeben und anderes Übel und Unheil gestiftet hat, wird die Beschuldigte mit lebendigem Leib zu Feuer gebracht.« Wieder wurde es unruhig im Saal. Adam Haan sprang auf, setzte sich aber nach einem warnenden Blick von Heinrich Flock wieder hin. Förner entging dieser stumme Dialog der beiden nicht. Bedeutete dies, dass auch der Ratsherr mit den Teufelsanbetern unter einer Decke steckte? Falls ja, würden seine Hexenkommissare dies herausfinden. Katharina Haan ließ sich von den Herolden abführen, als hätte sie nicht mitbekommen, dass sie gerade zum Tode verurteilt worden war. Als sich die Tür hinter ihr schloss, brach der Tumult los. Die Bürger redeten wild durcheinander und forderten, dass man die Hexe schnell auf den Scheiterhaufen brachte. Wie Förner zufrieden feststellte, war keiner der Anwesenden der Meinung, Katharina Haan wäre Unrecht widerfahren. Ihr Sohn saß mit gesenktem Blick auf seinem Stuhl und verhielt sich ruhig. Nachdem die Herolde es endlich geschafft hatten, die Menge zu beruhigen, wurde Katharina Röhm in den Raum geführt. Der Prozess lief in ähnlicher Form ab wie der ihrer Mutter und auch die beiden Malefizinnen, die man danach vor das Gericht führte, wurden verurteilt und sollten auf dem Scheiterhaufen brennen. Förner und Vasoldt waren die Letzten, die nach den Verhandlungen das Rathaus verließen. Draußen standen noch einige Bürger aus Bamberg und sprachen über die Ereignisse. Einige warfen dem Hexenkommissar ängstliche Blicke zu und wandten sich ab, als sie ihn und den Weihbischof erblickten. »Das war ein erfolgreicher Tag«, sagte Vasoldt und schaute den Weihbischof zufrieden an. »Das war es in der Tat«, antwortete Förner. »Wir haben es endlich geschafft, den Hauptverantwortlichen des Hexenkults näher zu kommen.« »Die Einnahmen sind auch nicht zu verachten«, sagte Vasoldt und stieß ein meckerndes Lachen aus. »Den Kanzler wird die Verurteilung von Weib und Tochter eine hübsche Stange Geld kosten.« »Dennoch dürfen wir nicht nachlässig werden«, warnte Förner den Hexenkommissar. »Das Böse schläft nicht und der Teufel wird nach einem Weg suchen, seine Brut zu schützen.« »Das wird ihm nicht gelingen.« »Das hoffe ich, Vasoldt. Das hoffe ich wirklich.« Förner konnte die Zuversicht des Hexenkommissars nicht teilen, der die Sache für seinen Geschmack zu sehr auf die leichte Schulter nahm. Der Satan hatte eine große Menge Anhänger in Bamberg gefunden. Auch wenn sie inzwischen eine stattliche Zahl der Abtrünnigen erwischt hatten, war sich Förner sicher, dass dies erst der Anfang war. Die Hexenkommissare durften nicht nachlassen und mussten noch energischer gegen den Hexenkult vorgehen! Die Verhandlungen heute hatten gezeigt, dass es keine Bevölkerungsschicht gab, die nicht von dieser Seuche infiziert worden war. »Die Urteile gegen das Weib des Kanzlers und die Tochter müssen so schnell wie möglich vollstreckt werden«, sagte Förner entschlossen. »Wir dürfen Haan nicht die Möglichkeit geben, die Hexen jetzt noch vor dem Scheiterhaufen zu bewahren.« »Ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie spätestens am Sonntag brennen.« »Das hoffe ich.« Friedrich Förner war froh, als sich Vasoldt endlich von ihm verabschiedete. Ihm war nicht entgangen, dass den Hexenkommissar die übliche Wolke von Alkohol umgeben hatte. Vermutlich hatte er sich bereits vor den Verhandlungen in einem der Bamberger Wirtshäuser eingefunden. Der Weihbischof hatte kein Verständnis dafür, dass Vasoldt regelmäßig Alkohol zu sich nahm, und wäre niemals auf die Idee gekommen, sich selbst eine solche Schwäche zu erlauben. Verbieten konnte er es ihm allerdings auch nicht. Wäre der Hexenkommissar nicht einer seiner besten Mitstreiter gewesen, hätte Förner ihn aber längst aus dem Dienst entlassen. Er war sich sicher, dass auch die Schankstuben voller Ketzer und Hexen waren, und der Teufel es dort noch leichter hatte, seine Anhänger um sich zu sammeln. Er wollte gar nicht wissen, wie oft Vasoldt im trunkenen Zustand bereits Geheimnisse preisgegeben und die Brut so gewarnt hatte. Förner machte sich auf den Weg zum nahegelegenen S...

König Christian IV. von Dänemark führt seinen Kampf gegen den Kaiser fort und versucht, die norddeutsche Küste zu besetzen. In seinen Reihen kämpft der schottische Offizier Robert Monro. Mit seinen Landsleuten verteidigt er die Mauern Stralsunds bis aufs Blut. Auf katholischer Seite führen Albrecht von Wallenstein und Johann von Tilly die kaiserlichen Truppen an. Doch die Stimmen gegen den böhmischen Emporkömmling Wallenstein werden lauter. Wird der Kaiser den Feldherrn fallen lassen, um die unzufriedenen Kurfürsten zurück auf seine Seite zu ziehen? Währenddessen führt der Fürstbischof in Bamberg einen gnadenlosen Kampf gegen die Hexerei. Hunderte unschuldige Bürger werden gefoltert und verbrannt. Niemand ist vor ihm sicher, nicht einmal die Bürgermeister. Wer in das Hexengefängnis geführt wird, ist dem Tode geweiht. Verwüstung, Hungersnöte, Armut und Pest kosteten zwischen 1618 und 1648 rund sechs Millionen Menschen das Leben. Die historische Romanreihe Geschichten des Dreißigjährigen Krieges überzeugt mit historischen Fakten und einer spannungsgeladenen Entwicklung.

Jörg Olbrich, Jahrgang 1970, lebt in Mittelhessen. Das Heimatdorf des Autors, das zwischen Wetzlar und Braunfels liegt, wurde während des Dreißigjährigen Krieges von spanischen Truppen verwüstet. Die Spanier wollten die Kirchenglocke einschmelzen, um Waffen herzustellen. Die Dorfbewohner versteckten die Glocke jedoch, woraufhin die feindlichen Truppen das Dorf niederbrannten. Nach der Veröffentlichung seiner ersten Kurzgeschichte 2003 folgten Beiträge in Anthologien. Die Kurzgeschichte Herz aus Stein wurde 2008 in der Kategorie Beste deutschsprachige Kurzgeschichte mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. 2010 belegte sein Roman Das Erbe des Antipatros dort in der Kategorie Bestes Romandebüt, national den 3. Platz. Sein historischer Roman Der Winterkönig - erster Band eines mehrteiligen Romanzyklus zum Dreißigjährigen Krieg - erschien 2017 im acabus Verlag. 2018 stand der Titel auf der Shortlist zum Skoutz-Award.

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Autor Olbrich, Jörg
Verlag acabus
ISBN 9783862827183
ISBN/EAN 9783862827183
Lieferzeit 5 Werktage(inkl . Versand)
Erscheinungsdatum 09.05.2019
Lieferbarkeitsdatum 15.04.2024
Einband Paperback
Format 4 x 21 x 13.5
Seitenzahl 532 S.
Gewicht 527

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Verlag acabus
ISBN 9783862827183
Erscheinungsdatum 09.05.2019
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Format 4 x 21 x 13.5
Gewicht 527

Bamberg, 19. Januar 1628 Friedrich Förner schritt über die Brücke auf das Rathaus zu, das man seinerzeit mitten in die Regnitz gebaut hatte und das damit genau auf der Grenze zwischen dem bischöflichen Berg und der bürgerlichen Inselstadt stand. Heute würde dort über das Schicksal von Katharina Haan und ihrer Tochter entschieden werden, und Förner wusste, dass es nur ein Urteil geben konnte. Diesen Stich in die Seele des Kanzlers wollte der Weihbischof nicht verpassen. Es war ihm eine besondere Genugtuung, dass die Verhandlung im Domizil von Dr. Georg Haan stattfand, der leider nicht in der Stadt war. Zu gerne hätte er das Gesicht seines Widersachers gesehen, wenn das Urteil gegen sein Weib verkündet wurde. Katharina Haan hatte ihr Geständnis, kurz nach dem sie sich das erste Mal zur Hexerei bekannt hatte, widerrufen. Als man aber ein Hexenmal auf ihrem Rücken fand und sie einer weiteren Tortur aussetzte, hatte sie erneut alles zugegeben und auch die Besagung gegen ihren Mann und ihren Sohn wiederholt. Die Räte und Schöffen der Stadt Bamberg hatten jetzt keine andere Wahl, als die Hexe auf den Scheiterhaufen zu schicken. Förner setzte sich neben Vasoldt auf eine Bank und wartete darauf, dass die Gefangene hereingeführt wurde und die Verhandlung begann. Das Amtszimmer im Rathaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Bürger der Stadt waren gekommen, um zu sehen, ob eine der angesehensten Frauen unter ihnen tatsächlich schuldig gesprochen wurde, sich dem Teufel hingegeben zu haben. Adam Haan, der Sohn des Kanzlers, saß in einer Ecke und warf Vasoldt und Förner böse Blicke zu. Vor so vielen Zuschauern würde er es aber nicht wagen, sich offen gegen die beiden zu stellen. Den Vorsitz hatte Georg Heinrich Flock. Förner wusste, dass der Ratsherr eher ein Gegner der Hexenprozesse war und diese am liebsten beendet hätte. Vor allem, seitdem sein Weib Apolonia in das Malefizhaus gebracht worden war. Aber auch Flock würde nichts anderes übrigbleiben, als Katharina Haan zu verurteilen, wenn er sich nicht selbst in Verdacht bringen wollte. Immerhin hatte er das Bett mit einer Hexe geteilt und die Gefahr bestand, dass auch er selbst bereits von dem teuflischen Virus befallen war. Endlich wurde die Ketzerin von zwei Herolden in den Saal geführt. Mit den geschorenen Haaren und in ihrem Hexenhemd sah das Weib furchtbar aus. Sie war kaum in der Lage, sich aus eigener Kraft vor den Rat zu stellen. »Katharina Haan, wohnhaft in der Judengasse 6 in Bamberg?«, sprach Flock die Ketzerin an. »Das ist korrekt«, antwortete das Weib des Kanzlers mit brüchiger Stimme. Sie hatte den Blick gesenkt und ihre Augen wirkten, als sei das Leben darin bereits erloschen. »Ihr habt gestanden, der Hexerei schuldig zu sein. Wollt Ihr hierzu eine Aussage machen?« Flocks Blick drückte Mitleid aus und verstärkte damit Förners Misstrauen gegen den Ratsherrn. »Ich bekenne mich, den Vorsitz beim Hexensabbat geführt zu haben und dem Teufel zu Willen gewesen zu sein.« Die letzten Worte wurden so leise gesprochen, dass sie kaum zu verstehen waren. Ein Raunen ging durch die Menge und mehrere der Anwesenden standen auf. Erst, als einer der Schöffen beschwichtigend die Hand hob, kehrte wieder Ruhe ein. Förner sah Flock an, dass ihm die Worte der Hexe einen Stich versetzten. Vermutlich hatte der Ratsherr darauf gehofft, dass Katharina Haan in der Verhandlung alles leugnen würde. Wäre das geschehen, wäre das Weib erneut in den Scharfrichterraum geführt worden. »Ihr bekräftigt, dass ihr diese Aussage freiwillig macht und sie der Wahrheit entspricht?« »Ja.« »Dann verkünde ich nun das Urteil«, sagte Flock und senkte den Blick. »Nach gütlicher und peinlicher Befragung wird sodann nach Bekenntnis und Aussage der Katharina Haan zu Recht das Urteil gesprochen. Da sie Gott dem Allmächtigen auf schreckliche und unchristliche Weise abgesagt hat und sich dann dem Satan mit Leib und Seele ergeben und anderes Übel und Unheil gestiftet hat, wird die Beschuldigte mit lebendigem Leib zu Feuer gebracht.« Wieder wurde es unruhig im Saal. Adam Haan sprang auf, setzte sich aber nach einem warnenden Blick von Heinrich Flock wieder hin. Förner entging dieser stumme Dialog der beiden nicht. Bedeutete dies, dass auch der Ratsherr mit den Teufelsanbetern unter einer Decke steckte? Falls ja, würden seine Hexenkommissare dies herausfinden. Katharina Haan ließ sich von den Herolden abführen, als hätte sie nicht mitbekommen, dass sie gerade zum Tode verurteilt worden war. Als sich die Tür hinter ihr schloss, brach der Tumult los. Die Bürger redeten wild durcheinander und forderten, dass man die Hexe schnell auf den Scheiterhaufen brachte. Wie Förner zufrieden feststellte, war keiner der Anwesenden der Meinung, Katharina Haan wäre Unrecht widerfahren. Ihr Sohn saß mit gesenktem Blick auf seinem Stuhl und verhielt sich ruhig. Nachdem die Herolde es endlich geschafft hatten, die Menge zu beruhigen, wurde Katharina Röhm in den Raum geführt. Der Prozess lief in ähnlicher Form ab wie der ihrer Mutter und auch die beiden Malefizinnen, die man danach vor das Gericht führte, wurden verurteilt und sollten auf dem Scheiterhaufen brennen. Förner und Vasoldt waren die Letzten, die nach den Verhandlungen das Rathaus verließen. Draußen standen noch einige Bürger aus Bamberg und sprachen über die Ereignisse. Einige warfen dem Hexenkommissar ängstliche Blicke zu und wandten sich ab, als sie ihn und den Weihbischof erblickten. »Das war ein erfolgreicher Tag«, sagte Vasoldt und schaute den Weihbischof zufrieden an. »Das war es in der Tat«, antwortete Förner. »Wir haben es endlich geschafft, den Hauptverantwortlichen des Hexenkults näher zu kommen.« »Die Einnahmen sind auch nicht zu verachten«, sagte Vasoldt und stieß ein meckerndes Lachen aus. »Den Kanzler wird die Verurteilung von Weib und Tochter eine hübsche Stange Geld kosten.« »Dennoch dürfen wir nicht nachlässig werden«, warnte Förner den Hexenkommissar. »Das Böse schläft nicht und der Teufel wird nach einem Weg suchen, seine Brut zu schützen.« »Das wird ihm nicht gelingen.« »Das hoffe ich, Vasoldt. Das hoffe ich wirklich.« Förner konnte die Zuversicht des Hexenkommissars nicht teilen, der die Sache für seinen Geschmack zu sehr auf die leichte Schulter nahm. Der Satan hatte eine große Menge Anhänger in Bamberg gefunden. Auch wenn sie inzwischen eine stattliche Zahl der Abtrünnigen erwischt hatten, war sich Förner sicher, dass dies erst der Anfang war. Die Hexenkommissare durften nicht nachlassen und mussten noch energischer gegen den Hexenkult vorgehen! Die Verhandlungen heute hatten gezeigt, dass es keine Bevölkerungsschicht gab, die nicht von dieser Seuche infiziert worden war. »Die Urteile gegen das Weib des Kanzlers und die Tochter müssen so schnell wie möglich vollstreckt werden«, sagte Förner entschlossen. »Wir dürfen Haan nicht die Möglichkeit geben, die Hexen jetzt noch vor dem Scheiterhaufen zu bewahren.« »Ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie spätestens am Sonntag brennen.« »Das hoffe ich.« Friedrich Förner war froh, als sich Vasoldt endlich von ihm verabschiedete. Ihm war nicht entgangen, dass den Hexenkommissar die übliche Wolke von Alkohol umgeben hatte. Vermutlich hatte er sich bereits vor den Verhandlungen in einem der Bamberger Wirtshäuser eingefunden. Der Weihbischof hatte kein Verständnis dafür, dass Vasoldt regelmäßig Alkohol zu sich nahm, und wäre niemals auf die Idee gekommen, sich selbst eine solche Schwäche zu erlauben. Verbieten konnte er es ihm allerdings auch nicht. Wäre der Hexenkommissar nicht einer seiner besten Mitstreiter gewesen, hätte Förner ihn aber längst aus dem Dienst entlassen. Er war sich sicher, dass auch die Schankstuben voller Ketzer und Hexen waren, und der Teufel es dort noch leichter hatte, seine Anhänger um sich zu sammeln. Er wollte gar nicht wissen, wie oft Vasoldt im trunkenen Zustand bereits Geheimnisse preisgegeben und die Brut so gewarnt hatte. Förner machte sich auf den Weg zum nahegelegenen S...

König Christian IV. von Dänemark führt seinen Kampf gegen den Kaiser fort und versucht, die norddeutsche Küste zu besetzen. In seinen Reihen kämpft der schottische Offizier Robert Monro. Mit seinen Landsleuten verteidigt er die Mauern Stralsunds bis aufs Blut. Auf katholischer Seite führen Albrecht von Wallenstein und Johann von Tilly die kaiserlichen Truppen an. Doch die Stimmen gegen den böhmischen Emporkömmling Wallenstein werden lauter. Wird der Kaiser den Feldherrn fallen lassen, um die unzufriedenen Kurfürsten zurück auf seine Seite zu ziehen? Währenddessen führt der Fürstbischof in Bamberg einen gnadenlosen Kampf gegen die Hexerei. Hunderte unschuldige Bürger werden gefoltert und verbrannt. Niemand ist vor ihm sicher, nicht einmal die Bürgermeister. Wer in das Hexengefängnis geführt wird, ist dem Tode geweiht. Verwüstung, Hungersnöte, Armut und Pest kosteten zwischen 1618 und 1648 rund sechs Millionen Menschen das Leben. Die historische Romanreihe Geschichten des Dreißigjährigen Krieges überzeugt mit historischen Fakten und einer spannungsgeladenen Entwicklung.

Jörg Olbrich, Jahrgang 1970, lebt in Mittelhessen. Das Heimatdorf des Autors, das zwischen Wetzlar und Braunfels liegt, wurde während des Dreißigjährigen Krieges von spanischen Truppen verwüstet. Die Spanier wollten die Kirchenglocke einschmelzen, um Waffen herzustellen. Die Dorfbewohner versteckten die Glocke jedoch, woraufhin die feindlichen Truppen das Dorf niederbrannten. Nach der Veröffentlichung seiner ersten Kurzgeschichte 2003 folgten Beiträge in Anthologien. Die Kurzgeschichte Herz aus Stein wurde 2008 in der Kategorie Beste deutschsprachige Kurzgeschichte mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. 2010 belegte sein Roman Das Erbe des Antipatros dort in der Kategorie Bestes Romandebüt, national den 3. Platz. Sein historischer Roman Der Winterkönig - erster Band eines mehrteiligen Romanzyklus zum Dreißigjährigen Krieg - erschien 2017 im acabus Verlag. 2018 stand der Titel auf der Shortlist zum Skoutz-Award.

 

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