Die Erfindung meines Vaters

o A, Amsél

304 Seiten

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Erscheint am: 21.05.2024

'Vater ist tot', die Stimme meiner Schwester klang aufgelöst. So habe ich es in Erinnerung, obwohl sie vermutlich eher gesagt hat: 'De Papi isch gschtorbe.' Wir nannten ihn Papi, so wie die meisten Kinder in der Schweiz ihren Vater nennen. Doch wenn ich an ihn dachte oder von ihm sprach, war er für mich mein Vater oder vielmehr nur Vater ohne mein. Papi klingt nah und warm. Während Vater etwas Fernes, etwas Fremdes hat. Genau dieses Ferne und Fremde, das stets zwischen uns gelegen hatte, war im Begriff gewesen, sich zu verändern. Schäbige vier Wochen vor seinem Tod hatte er mich angerufen und mich ins Hotel Savoy am Paradeplatz zum Essen eingeladen. Was machen die Kinder? Die Arbeit? Das Studium? - Was war so plötzlich in ihn gefahren? Will plötzlich wissen, wie es mir geht? Sonderbar. Seit unsere Eltern geschieden waren, das war zum Zeitpunkt seines Todes zwanzig Jahre her, hatten wir noch weniger Kontakt zu ihm. Einmal im Jahr, an Weihnachten, kochte er für uns in Hinteren- dingen an der Flur, einem Dorf auf dem Land, wo er sich am Waldrand eine Dachwohnung gekauft hatte, Ente mit Orangenfüllung und glasierte Kastanien. Manchmal tauchte er an einem Familientreffen auf, gelegentlich lud er uns zu einem seiner Vorträge ein, falls sie in Zürich stattfanden. Sobald er anwesend war, referierte er über seine Forschung. Er dozierte, und alle hörten zu oder taten zumindest so, verstanden hat ihn vermutlich niemand. Nur geahnt haben wir, wovon er sprach: vom Unbeschreiblichen, von den Dingen oder besser Undingen, die sich uns entziehen, und die gerade deshalb so anziehend sind. Er war ein guter Redner und eine elegante Erscheinung. Seine Wechselwirkungskosmologie war Schlüssel und Entschlüsselung zugleich. Ich blieb skeptisch. Nicht selten dachte ich: Er hat sie nicht alle. Auf welchem Planeten lebt dieser Mensch eigentlich? Jedenfalls nicht hier, wo ich bin

Der Physiker Traugott Z. stirbt 1997, bevor er eine Kosmologie über die Wechselwirkungen im Weltall zu Ende bringen kann. Überzeugt, dass das Universum von göttlichem Bewusstsein erfüllt und angetrieben ist, das mit den Naturgesetzen im Einklang steht, stösst er bei den zeitgenössischen Physikerinnen und Physikern auf Unverständnis und Widerstand. Drei Jahrzehnte nach seinem Tod erforscht seine Tochter Leben und Werk ihres Vaters im Staatsarchiv Uri. Hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Zuneigung arbeitet sie sich während der schwierigen Zeit der Pandemie durch Hunderte von Dokumenten. Dabei kommen nicht nur viele historische und wissenschaftliche Überraschungen zu Tage, auch Traugott Z.s Lebensgeschichte gibt nach und nach Antworten auf die Frage: Wie kommt einer dazu, sein ganzes Leben der wissenschaftlichen Suche nach Gott zu widmen? Was trieb ihn an, warum gab er trotz vieler Widerstände nicht auf? Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte und wurde durch fiktive Teile ergänzt.

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Autor o A, Amsél
Verlag verlag die brotsuppe
ISBN 9783038670971
ISBN/EAN 9783038670971
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Erscheinungsdatum 21.05.2024
Lieferbarkeitsdatum 25.11.2024
Einband Gebunden
Seitenzahl 304 S.

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Verlag verlag die brotsuppe
ISBN 9783038670971
Erscheinungsdatum 21.05.2024
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'Vater ist tot', die Stimme meiner Schwester klang aufgelöst. So habe ich es in Erinnerung, obwohl sie vermutlich eher gesagt hat: 'De Papi isch gschtorbe.' Wir nannten ihn Papi, so wie die meisten Kinder in der Schweiz ihren Vater nennen. Doch wenn ich an ihn dachte oder von ihm sprach, war er für mich mein Vater oder vielmehr nur Vater ohne mein. Papi klingt nah und warm. Während Vater etwas Fernes, etwas Fremdes hat. Genau dieses Ferne und Fremde, das stets zwischen uns gelegen hatte, war im Begriff gewesen, sich zu verändern. Schäbige vier Wochen vor seinem Tod hatte er mich angerufen und mich ins Hotel Savoy am Paradeplatz zum Essen eingeladen. Was machen die Kinder? Die Arbeit? Das Studium? - Was war so plötzlich in ihn gefahren? Will plötzlich wissen, wie es mir geht? Sonderbar. Seit unsere Eltern geschieden waren, das war zum Zeitpunkt seines Todes zwanzig Jahre her, hatten wir noch weniger Kontakt zu ihm. Einmal im Jahr, an Weihnachten, kochte er für uns in Hinteren- dingen an der Flur, einem Dorf auf dem Land, wo er sich am Waldrand eine Dachwohnung gekauft hatte, Ente mit Orangenfüllung und glasierte Kastanien. Manchmal tauchte er an einem Familientreffen auf, gelegentlich lud er uns zu einem seiner Vorträge ein, falls sie in Zürich stattfanden. Sobald er anwesend war, referierte er über seine Forschung. Er dozierte, und alle hörten zu oder taten zumindest so, verstanden hat ihn vermutlich niemand. Nur geahnt haben wir, wovon er sprach: vom Unbeschreiblichen, von den Dingen oder besser Undingen, die sich uns entziehen, und die gerade deshalb so anziehend sind. Er war ein guter Redner und eine elegante Erscheinung. Seine Wechselwirkungskosmologie war Schlüssel und Entschlüsselung zugleich. Ich blieb skeptisch. Nicht selten dachte ich: Er hat sie nicht alle. Auf welchem Planeten lebt dieser Mensch eigentlich? Jedenfalls nicht hier, wo ich bin

Der Physiker Traugott Z. stirbt 1997, bevor er eine Kosmologie über die Wechselwirkungen im Weltall zu Ende bringen kann. Überzeugt, dass das Universum von göttlichem Bewusstsein erfüllt und angetrieben ist, das mit den Naturgesetzen im Einklang steht, stösst er bei den zeitgenössischen Physikerinnen und Physikern auf Unverständnis und Widerstand. Drei Jahrzehnte nach seinem Tod erforscht seine Tochter Leben und Werk ihres Vaters im Staatsarchiv Uri. Hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Zuneigung arbeitet sie sich während der schwierigen Zeit der Pandemie durch Hunderte von Dokumenten. Dabei kommen nicht nur viele historische und wissenschaftliche Überraschungen zu Tage, auch Traugott Z.s Lebensgeschichte gibt nach und nach Antworten auf die Frage: Wie kommt einer dazu, sein ganzes Leben der wissenschaftlichen Suche nach Gott zu widmen? Was trieb ihn an, warum gab er trotz vieler Widerstände nicht auf? Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte und wurde durch fiktive Teile ergänzt.

 

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