Der Bus nach irgendwann

Fake News war gestern

Heter, Bruno

220 Seiten

17,90 €
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Erscheint am: 05.06.2024

1 - Kandinsky My life sucks! Ich langweile mich zu Tode. Jeden Tag dieselbe Leier. Studierende, welche unvorbereitet zur Vorlesung kommen. Mädchen, die ohne BH zur Prüfung erscheinen, in der Hoffnung, dadurch ihre Noten zu verbessern. Jungs, deren Welt zwischen ihren Beinen und dem Ei des Footballs feststeckt. Automatenkaffee, den man nicht trinken kann. Und niemand interessiert sich für Geschichte. Demnächst schafft es die erste Spinne, zwischen meinem aufgestützten Gesicht und dem gebeugten Arm ihr Netz zu weben. Mir graut davor, denn ich hasse Spinnen. Im Südwesten soll es Spinnen geben, größer als meine Hand. Vielleicht sollte ich den Südwesten einfach auslassen. Dabei liebe ich den Südwesten, die Prärie, die Orte an denen meine weiße Spezies begonnen hat, die rechtmäßigen Bewohner dieses Kontinents auszurotten. Ich muss dorthin, das bin ich den Natives schuldig, denn schließlich bin ich Geschichtsprofessor. Hoffentlich sehe ich keine Spinnen. Ich hasse Biologie. Ich hasse auch Bob, den Frauenschwarm. Er doziert Biologie. Noch einen Monat durchhalten, dann ist hier Schluss. Was haben Sie mich gefragt? Die blonde Barbiepuppe nervt. Nein, Miss Carmell, nicht Trotzki hat Stalin ermordet, sondern umgekehrt. - Bitte lesen Sie mein Manuskript. Die Vorlesung ist zu Ende, wir sehen uns nächste Woche wieder. Haben Sie vielen Dank. - Ich bin Peter Bauer, Professor für Geschichte, gebt mir bitte etwas Automatenkaffee, dringend. Am späteren Nachmittag, als die Kens und Kevins der New Yorker Snobiety bereits ihren unförmigen Lederbällen nachjagen und die wasserstoffblonden Barbies dazu hysterisch kreischend ihre Hüften schwingen, besteige ich den Bus an der Haltestelle vor dem Universitätsgelände. Ich habe Glück, es ist Charly, mein Lieblingsfahrer. Hallo Charly! Alles klar? Ja, Mister Bauer, mir geht es gut, danke. Hatten Sie einen harten Tag? Sie sehen müde aus. Das nennt man Langeweile, Charly, nicht Müdigkeit. Meine Tage sind immer gleich langweilig, Charly. Manchmal würde ich auch lieber einen Bus fahren. Sie wissen zumindest, wohin Sie fahren und warum Sie das tun. Charly lacht. Der Bus bewegt sich kaum spürbar. Kein Ruckeln, kein Zittern, bloß entspannendes Gleiten. Mitten in der Rush Hour in Downtown New York. Charly ist ein Heiliger. *** Seit vielen Monaten plane ich nun die Reise mit meinem alten Chevrolet BelAir 57 Cabrio. Er steht bereit, ich habe die technische Prüfung durchführen lassen. Das Auto ist in tadellosem Zustand. Damals, als ich ihn in der Nähe von Spokane entdeckt habe, war er noch grau und schwarz - ein hässliches Entlein. Heute steht meine Peggy-Sue in rot-weißem Fifties-Look da, makellos, eine Augenweide. Ein rothaariger Arbeiter im blauen Overall ruft mir zu, dass ich den Wagen nun aus der Garage fahren könne. Die dunkle Einfahrt zur Tiefgarage erinnert mich an Dantes Tor zur Hölle, aber das interessiert den Overallmenschen wohl wenig. Wir steigen hinab in den Schlund der Finsternis und da steht sie: Meine Peggy-Sue! Sie haben da einen tollen Wagen. Alles perfekt, Sie können los. Danke für Ihr Vertrauen, hat Spaß gemacht. Der Mechaniker zieht Rotz hoch und lächelt etwas schief. Der Öllappen hängt aus seiner Gesäßtasche und ich hoffe, er hat sich damit nicht in meine Auto gesetzt. Danke. Mehr bringe ich nicht heraus, ich verzichte darauf, die ölverschmierte Hand zum Gruß zu schütteln. Zu Hause desinfiziere ich als erstes das Lenkrad und die Sitze. Beim Einsteigen denke ich an Stephen Kings Christine. Warum auch immer. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn beim Einschalten der Zündung Rock'n'Roll ertönt. Dann drehe ich den kleinen Schlüssel noch ein wenig weiter und Peggy beginnt zu schnurren. Sie läuft auf allen acht, neigt sich dezent zur Seite, wenn ich mit dem rechten Fuß auf das Gaspedal drücke. So muss es sein, mit einem V8. Wo soll's denn hingehen? - Stimmt, der Mechaniker steht noch da und kaut Tabak. Einmal querbeet. Ziel unbekannt, wahrscheinlich San Diego, denke ich. Mhmm. Na dann, viel Spaß! Er weiß wahrscheinlich nicht einmal, wo San Diego liegt. Das kann mir egal sein. Vorsichtig rolle ich aus der Tiefgarage auf die Straße und ärgere mich wieder einmal über die steile und tiefe Wasserrinne am Straßenrand. Warum kann unser Präsident nicht einmal dafür sorgen, dass wir Amerikaner vernünftige Bordsteinkanten bauen können? Das wäre zumindest sinnvoller, als in irgendeinem fernen Wüstenstaat einen dämlichen Krieg zu führen. Und billiger wäre es auch. Dabei habe ich ihn gewählt, da könnte er doch auch etwas für mich tun. Peggy macht Eindruck. Die Menschen drehen ihre Köpfe und lächeln sehnsüchtig. Außer an der Wall Street. Die engen Krawattenknoten verhindern wahrscheinlich das Drehen des Kopfes. Oder die Hirne berechnen die Treibstoffkosten schneller, als die Nackenmuskeln reagieren und dann wird Peggy uninteressant, was den Energieaufwand für die Kopfdrehung storniert. Ich hasse Mathematik. Aber ich mag Kate, die heiße Professorin für Mathematik. Leider steht sie auf Biologie-Bob, was ihre Sympathiepunkte schmälert. Das Garagentor schwenkt hoch. Vorsichtig parke ich Peggy-Sue in ihrem Bettchen. Bevor ich die Garage verlasse, schnappe ich mir den schwarzen Rollkoffer, der schon viel zu lange geduldig auf seinen nächsten Einsatz wartet. Angewidert schüttle ich die Hand, als ich in das Spinnennetz greife, das den Koffer mit der Werkbank verbindet. Ich hasse Bob's Spinnen. In einer Woche bin ich hier weg. *** Sie wollen uns wirklich verlassen? Sie sind schwer zu ersetzen, mein Lieber. Sie sind kompetent und zuverlässig. Wir werden Sie vermissen! Hinter seinem Sessel hängt ein Bild, das irgendwelche bunte Streifen, Kreise und seltsame Wolken zeigt. Kandinsky, Kleiner Traum in Rot, steht unten rechts auf einem kleinen, weißen Schild. Mein kleiner Traum fängt heute an! Wie bitte, Herr Direktor? Entschuldigen Sie, ich war nicht ganz bei der Sache. Sie wissen schon, Ihr Bild da, hinter Ihnen. Das ist großartig! Verwirrt dreht er den Kopf. Nicht wahr? Das ist ein Kandinsky. Das Original! Mögen Sie abstrakte Kunst? Eigentlich nicht, nein. Aber der Titel gefällt mir. Passt zu mir. Wie Sie wissen, möchte ich jetzt meinen Traum verwirklichen. Deshalb habe ich gekündigt. Ich versuche, mein freundlichstes Lächeln aufzusetzen. Sein Gesicht zeigt Enttäuschung. Wieder einmal habe ich es geschafft, meinen Chef zu verwirren, es steht zwei zu null. Ehm, ja, wie dem auch sei. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement und hoffen, Sie bald wieder auf unserem Campus begrüßen zu dürfen. Alles Gute, Peter. Vielen Dank. Wir sehen uns in einigen Minuten unten, auf der Party. Er reicht mir seine Hand. Ich greife sie. Ein schlaffer Fisch, gereift und im Büro abgehangen. Den könnte ich mit meiner Hand einfach erdrücken, aber ich halte mich zurück. Ich danke Ihnen, Herr Direktor. Die Zeit hier war sehr interessant und bereichernd. Ach, wie die Menschen doch immer lügen müssen, seit sie denken und sprechen können! Ganz nebenbei bemerkt weiß ich, dass der echte Kandinsky in Europa hängt, in einer Stadt namens Bern, in der Schweiz. Menschen lügen immer. Die Abschiedsparty. Ich stehe beim Rektor der Schule. Es werden noch ein paar Minuten formelle Floskeln ausgetauscht. Dinge, die man sagt, wenn man einen gut bezahlten Job aufgibt. Wir bewegen uns auf dem Parkett, mit einem Stück Sahnetorte auf einem Pappteller. Das ist alles so langweilig. Was wäre, wenn ich die Torte nähme und sie einfach genüsslich in das breit lächelnde Gesicht drückte, das mir gegenübersteht? Die Sahne quölle durch meine Finger, so wie der Matsch durch die Zehen quillt, wenn man barfuß an einem verregneten Openair tanzt. Süße, dickflüssige Sahne tropfte auf den Boden wie das Hirn des erschossenen Gangsters in einem brutalen Serienmörderkrimi von der Decke. Ach, das wäre eine Augenweide des Grauens, begleitet von den Sirenen der schreienden Mitarbeiterinnen und dem Rhythmus des Gelächters der Studenten. Der Principal eingecremt. Das hätte was, abe...

München im Jahr 2099: Verfassungsschützer Peter glaubt an das System. Doch ein Nachrichtenclip über Jacques und Kara, einstige Verdächtige in seinem größten Fall, zerstört dieses Vertrauen. Das System, dem er dient, scheint eine düstere Seite zu verbergen, in der sich Wahrheit und Lüge untrennbar vermischen. Zusammen mit der furchtlosen Reporterin Camila begibt sich Peter auf eine gefährliche Recherche, um zu verhindern, dass sein Europa in die Hände eines Diktators fällt. Doch was als Enthüllung beginnt, droht den ganzen Kontinent in einen flammenden Abgrund zu reißen.

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Autor Heter, Bruno
Verlag 8280-edition.ch
ISBN 9783039770090
ISBN/EAN 9783039770090
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Erscheinungsdatum 05.06.2024
Lieferbarkeitsdatum 30.08.2024
Einband Kartoniert
Seitenzahl 220 S.

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1 - Kandinsky My life sucks! Ich langweile mich zu Tode. Jeden Tag dieselbe Leier. Studierende, welche unvorbereitet zur Vorlesung kommen. Mädchen, die ohne BH zur Prüfung erscheinen, in der Hoffnung, dadurch ihre Noten zu verbessern. Jungs, deren Welt zwischen ihren Beinen und dem Ei des Footballs feststeckt. Automatenkaffee, den man nicht trinken kann. Und niemand interessiert sich für Geschichte. Demnächst schafft es die erste Spinne, zwischen meinem aufgestützten Gesicht und dem gebeugten Arm ihr Netz zu weben. Mir graut davor, denn ich hasse Spinnen. Im Südwesten soll es Spinnen geben, größer als meine Hand. Vielleicht sollte ich den Südwesten einfach auslassen. Dabei liebe ich den Südwesten, die Prärie, die Orte an denen meine weiße Spezies begonnen hat, die rechtmäßigen Bewohner dieses Kontinents auszurotten. Ich muss dorthin, das bin ich den Natives schuldig, denn schließlich bin ich Geschichtsprofessor. Hoffentlich sehe ich keine Spinnen. Ich hasse Biologie. Ich hasse auch Bob, den Frauenschwarm. Er doziert Biologie. Noch einen Monat durchhalten, dann ist hier Schluss. Was haben Sie mich gefragt? Die blonde Barbiepuppe nervt. Nein, Miss Carmell, nicht Trotzki hat Stalin ermordet, sondern umgekehrt. - Bitte lesen Sie mein Manuskript. Die Vorlesung ist zu Ende, wir sehen uns nächste Woche wieder. Haben Sie vielen Dank. - Ich bin Peter Bauer, Professor für Geschichte, gebt mir bitte etwas Automatenkaffee, dringend. Am späteren Nachmittag, als die Kens und Kevins der New Yorker Snobiety bereits ihren unförmigen Lederbällen nachjagen und die wasserstoffblonden Barbies dazu hysterisch kreischend ihre Hüften schwingen, besteige ich den Bus an der Haltestelle vor dem Universitätsgelände. Ich habe Glück, es ist Charly, mein Lieblingsfahrer. Hallo Charly! Alles klar? Ja, Mister Bauer, mir geht es gut, danke. Hatten Sie einen harten Tag? Sie sehen müde aus. Das nennt man Langeweile, Charly, nicht Müdigkeit. Meine Tage sind immer gleich langweilig, Charly. Manchmal würde ich auch lieber einen Bus fahren. Sie wissen zumindest, wohin Sie fahren und warum Sie das tun. Charly lacht. Der Bus bewegt sich kaum spürbar. Kein Ruckeln, kein Zittern, bloß entspannendes Gleiten. Mitten in der Rush Hour in Downtown New York. Charly ist ein Heiliger. *** Seit vielen Monaten plane ich nun die Reise mit meinem alten Chevrolet BelAir 57 Cabrio. Er steht bereit, ich habe die technische Prüfung durchführen lassen. Das Auto ist in tadellosem Zustand. Damals, als ich ihn in der Nähe von Spokane entdeckt habe, war er noch grau und schwarz - ein hässliches Entlein. Heute steht meine Peggy-Sue in rot-weißem Fifties-Look da, makellos, eine Augenweide. Ein rothaariger Arbeiter im blauen Overall ruft mir zu, dass ich den Wagen nun aus der Garage fahren könne. Die dunkle Einfahrt zur Tiefgarage erinnert mich an Dantes Tor zur Hölle, aber das interessiert den Overallmenschen wohl wenig. Wir steigen hinab in den Schlund der Finsternis und da steht sie: Meine Peggy-Sue! Sie haben da einen tollen Wagen. Alles perfekt, Sie können los. Danke für Ihr Vertrauen, hat Spaß gemacht. Der Mechaniker zieht Rotz hoch und lächelt etwas schief. Der Öllappen hängt aus seiner Gesäßtasche und ich hoffe, er hat sich damit nicht in meine Auto gesetzt. Danke. Mehr bringe ich nicht heraus, ich verzichte darauf, die ölverschmierte Hand zum Gruß zu schütteln. Zu Hause desinfiziere ich als erstes das Lenkrad und die Sitze. Beim Einsteigen denke ich an Stephen Kings Christine. Warum auch immer. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn beim Einschalten der Zündung Rock'n'Roll ertönt. Dann drehe ich den kleinen Schlüssel noch ein wenig weiter und Peggy beginnt zu schnurren. Sie läuft auf allen acht, neigt sich dezent zur Seite, wenn ich mit dem rechten Fuß auf das Gaspedal drücke. So muss es sein, mit einem V8. Wo soll's denn hingehen? - Stimmt, der Mechaniker steht noch da und kaut Tabak. Einmal querbeet. Ziel unbekannt, wahrscheinlich San Diego, denke ich. Mhmm. Na dann, viel Spaß! Er weiß wahrscheinlich nicht einmal, wo San Diego liegt. Das kann mir egal sein. Vorsichtig rolle ich aus der Tiefgarage auf die Straße und ärgere mich wieder einmal über die steile und tiefe Wasserrinne am Straßenrand. Warum kann unser Präsident nicht einmal dafür sorgen, dass wir Amerikaner vernünftige Bordsteinkanten bauen können? Das wäre zumindest sinnvoller, als in irgendeinem fernen Wüstenstaat einen dämlichen Krieg zu führen. Und billiger wäre es auch. Dabei habe ich ihn gewählt, da könnte er doch auch etwas für mich tun. Peggy macht Eindruck. Die Menschen drehen ihre Köpfe und lächeln sehnsüchtig. Außer an der Wall Street. Die engen Krawattenknoten verhindern wahrscheinlich das Drehen des Kopfes. Oder die Hirne berechnen die Treibstoffkosten schneller, als die Nackenmuskeln reagieren und dann wird Peggy uninteressant, was den Energieaufwand für die Kopfdrehung storniert. Ich hasse Mathematik. Aber ich mag Kate, die heiße Professorin für Mathematik. Leider steht sie auf Biologie-Bob, was ihre Sympathiepunkte schmälert. Das Garagentor schwenkt hoch. Vorsichtig parke ich Peggy-Sue in ihrem Bettchen. Bevor ich die Garage verlasse, schnappe ich mir den schwarzen Rollkoffer, der schon viel zu lange geduldig auf seinen nächsten Einsatz wartet. Angewidert schüttle ich die Hand, als ich in das Spinnennetz greife, das den Koffer mit der Werkbank verbindet. Ich hasse Bob's Spinnen. In einer Woche bin ich hier weg. *** Sie wollen uns wirklich verlassen? Sie sind schwer zu ersetzen, mein Lieber. Sie sind kompetent und zuverlässig. Wir werden Sie vermissen! Hinter seinem Sessel hängt ein Bild, das irgendwelche bunte Streifen, Kreise und seltsame Wolken zeigt. Kandinsky, Kleiner Traum in Rot, steht unten rechts auf einem kleinen, weißen Schild. Mein kleiner Traum fängt heute an! Wie bitte, Herr Direktor? Entschuldigen Sie, ich war nicht ganz bei der Sache. Sie wissen schon, Ihr Bild da, hinter Ihnen. Das ist großartig! Verwirrt dreht er den Kopf. Nicht wahr? Das ist ein Kandinsky. Das Original! Mögen Sie abstrakte Kunst? Eigentlich nicht, nein. Aber der Titel gefällt mir. Passt zu mir. Wie Sie wissen, möchte ich jetzt meinen Traum verwirklichen. Deshalb habe ich gekündigt. Ich versuche, mein freundlichstes Lächeln aufzusetzen. Sein Gesicht zeigt Enttäuschung. Wieder einmal habe ich es geschafft, meinen Chef zu verwirren, es steht zwei zu null. Ehm, ja, wie dem auch sei. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement und hoffen, Sie bald wieder auf unserem Campus begrüßen zu dürfen. Alles Gute, Peter. Vielen Dank. Wir sehen uns in einigen Minuten unten, auf der Party. Er reicht mir seine Hand. Ich greife sie. Ein schlaffer Fisch, gereift und im Büro abgehangen. Den könnte ich mit meiner Hand einfach erdrücken, aber ich halte mich zurück. Ich danke Ihnen, Herr Direktor. Die Zeit hier war sehr interessant und bereichernd. Ach, wie die Menschen doch immer lügen müssen, seit sie denken und sprechen können! Ganz nebenbei bemerkt weiß ich, dass der echte Kandinsky in Europa hängt, in einer Stadt namens Bern, in der Schweiz. Menschen lügen immer. Die Abschiedsparty. Ich stehe beim Rektor der Schule. Es werden noch ein paar Minuten formelle Floskeln ausgetauscht. Dinge, die man sagt, wenn man einen gut bezahlten Job aufgibt. Wir bewegen uns auf dem Parkett, mit einem Stück Sahnetorte auf einem Pappteller. Das ist alles so langweilig. Was wäre, wenn ich die Torte nähme und sie einfach genüsslich in das breit lächelnde Gesicht drückte, das mir gegenübersteht? Die Sahne quölle durch meine Finger, so wie der Matsch durch die Zehen quillt, wenn man barfuß an einem verregneten Openair tanzt. Süße, dickflüssige Sahne tropfte auf den Boden wie das Hirn des erschossenen Gangsters in einem brutalen Serienmörderkrimi von der Decke. Ach, das wäre eine Augenweide des Grauens, begleitet von den Sirenen der schreienden Mitarbeiterinnen und dem Rhythmus des Gelächters der Studenten. Der Principal eingecremt. Das hätte was, abe...

München im Jahr 2099: Verfassungsschützer Peter glaubt an das System. Doch ein Nachrichtenclip über Jacques und Kara, einstige Verdächtige in seinem größten Fall, zerstört dieses Vertrauen. Das System, dem er dient, scheint eine düstere Seite zu verbergen, in der sich Wahrheit und Lüge untrennbar vermischen. Zusammen mit der furchtlosen Reporterin Camila begibt sich Peter auf eine gefährliche Recherche, um zu verhindern, dass sein Europa in die Hände eines Diktators fällt. Doch was als Enthüllung beginnt, droht den ganzen Kontinent in einen flammenden Abgrund zu reißen.

 

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