Petrit

Eine Burrnesha geht ihren Weg

Müller, Margit

360 Seiten

13,90 €
Inkl. 7% Steuern

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Erscheint am: 14.06.2024

Die Entscheidung Der Blick auf den Briefkasten im Hausflur verhieß nichts Gutes. Heute nicht, entschied sie und ging zur Wohnungstür. Für heute reicht es wirklich, seufzte sie. Ich bin müde und unglaublich er-schöpft von all den Sorgen. Die Gedanken an Marvin lenkten sie ab, der kleine Racker ließ nicht lange auf sich warten. Nach den üblichen Geschichten aus dem Kin-dergarten, die Marvin immer sehr lebhaft erzählte, aßen sie zu Abend. Das abendliche Bad mit viel Gelächter. Melina dachte nicht mehr an das Gespräch mit Yvonne, obwohl es sie immer noch tief in ihrem Inneren aufwühlte. Es war wie ein Keim, der langsam, aber sicher zu wachsen be-gann, ob sie wollte oder nicht. Das Lachen und die Fröhlichkeit ihres Sohnes brachten Leben in die Wohnung, die Zeit verging wie im Flug, wenig später schlief Marvin friedlich mit seinem Teddy im Arm ein. Es war sehr dunkel, die Sterne leuchteten hell und klar in dieser Nacht. Da stand sie nun, in dem nostalgischen Nachthemd ihrer Großmutter mit der schönen Spitze, an das Küchenfenster ge-lehnt. Die sternenklare Nacht, der aufgehende Mond warf Schatten auf den Küchenboden. Ihre Gedanken kehrten zurück. Sie fühlte sich einsam, unendlich einsam. Es war halb drei, als sie end-lich ins Bett ging, mit dem Entschluss, den sie endlich gefasst hatte. Die Entschlossenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben und in ihr Herz. Er-schöpft fielen ihr die Augen zu und sie schlief tief und fest ein. Der Morgen verlief wie immer, nur die Nacht war für Melina sehr kurz gewesen, viel zu kurz. Marvin war noch keine fünf Minuten aus dem Haus, als der Griff zum Handy zum Reflex wurde. Dreimal klingelte Yvonnes Handy, bis sich ihre vertraute Stimme meldete. Gut, ich mache es, sag mir Bescheid, wann Ali uns die Details erklären kann. Gut, ich gebe dir Bescheid. Ohne weitere Erklärungen von beiden Seiten verlief dieses Gespräch so direkt, emotionslos und ohne unnötiges Geplänkel, dass die Ernst-haftigkeit dieser Entscheidung eine ganz beson-dere Atmosphäre in sich trug. Wahre Freund-schaft braucht nicht viele Worte. Freundinnen wie die beiden konnten die Gefühle der anderen genau spüren. Yvonne wusste genau, wie schwer Melina diese Entscheidung gefallen war. Sie hatte Angst, aber was blieb ihr anderes übrig? Yvonne war sich sicher, dass man Ali vertrauen konnte. Zu oft hatte sie erlebt, wie sehr er sich von seinen Schwiegereltern abgelehnt fühlte. Jahre-lang hatte er beteuert, wie sehr er seine Frau und seine Kinder liebte, hatte unermüdlich für sein kleines Glück, für ein wenig Respekt gekämpft. Er war als Flüchtling in dieses Land gekommen, hatte sich verliebt. Seitdem kämpft er um seine Liebe. Ali hatte seit Jahren eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, sie hätten sich längst trennen können. aber es war Liebe. Der Stein war ins Rollen gekommen. Das erhoffte Glück begann mit diesem Telefonat. Wie gut, dass man manches nicht sehen konnte, dass die Zu-kunft nicht entschieden war und im Verborgenen blieb. Einem gemeinsamen Treffen stand nun nichts mehr im Weg, wenige Tage später war es dann soweit. Ali saß auf dem eigenwilligen Sofa, man sah ihm an, dass ihm der Geschmack von Yvonnes Wohnzimmer ein gewisses Unbehagen in der Bauchgegend verursachte. Yvonne kramte wie immer in irgendeiner Ecke, um wieder einmal ein exquisites Kunstwerk zu präsentieren. Ali hatte die eigenwillige Wohnungseinrichtung noch nicht verkraftet, jetzt ertrug er die gezeigten Kunst-gegenstände nur schwer. Sein gepresstes Sehr schön! war wohl seiner guten Erziehung ge-schuldet, er lächelte und musterte Yvonne, sie war ihm sympathisch. Keine dieser Frauen, die immer taten, was man ihnen sagte. Er konnte seine traditionelle Herkunft ohnehin nicht mit Überzeugung leben. Die Bewunderung für starke, eigenwillige Frauen war ihm anzumerken. Er lebte Gleichberechtigung und Respekt in jeder Bezie-hung, nur so - so war er überzeugt - sei ein glückliches Leben, eine glückliche Zweisamkeit in der Liebe möglich. Leider kannte er das aus seiner Heimat ganz anders. Dort standen Tradi-tion und Familienehre immer über dem Indivi-duum, das Wohl des Clans immer im Vorder-grund. Yvonnes grüne Haare passten in seinen Augen perfekt zu ihrem schwarzen Lederoutfit, das mit einer opulenten Silberkette um die Taille abge-rundet wurde. Dieses selbstbewusste Auftreten bestätigte seine Meinung über Frauen. Wahrscheinlich verstanden sich die beiden des-halb so gut. Nicht, dass er je daran gedacht hätte, mehr von ihr zu wollen. Nein, Respekt war für Ali mehr als nur ein Wort. Frauen waren für ihn das Tüpfelchen auf dem i, das die Welt noch reicher und interessanter machte. Der Blick auf seine Armbanduhr machte ihn ungeduldig, denn es stand viel auf dem Spiel. sehr viel. War es die Mühe wert? Konnte man dieser Frau trauen? Yvonne spürte instinktiv seine Zweifel und be-ruhigte ihn. Sie kommt um elf, und jetzt ist es erst halb elf. Du musst dich schon noch ein bisschen gedulden, lächelte sie. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich in ihren Ohrensessel fallen. Man kann ihr vertrauen. Als hätte sie geahnt, was Ali durch den Kopf ging. Ali, wie oft noch. sie ist lieb wie ein Lamm und absolut vertrauenswürdig. Sie ist bodenständig und hat einen wunderbaren Charakter, übrigens ist sie auch sehr misstrauisch und auch ängstlich. du wirst sie mögen. Yvonne wollte ihm klarmachen, dass es nichts zu befürchten gab. Andererseits sollte er nicht glauben, dass alles so einfach sei. Melina war kritisch, auch weil es um viel Geld ging. Jetzt lerne sie erst einmal kennen, bilde dir selbst ein Urteil, schloss Yvonne. Er lächelte angespannt, der vielsagende Blick-wechsel wurde jäh durch das Klingeln der Türglocke unterbrochen. Die Ungeduld hatte ein Ende. Wenig später stand Melina im Wohnzim-mer, die bedrückende Stille wurde durch das gegenseitige Abtasten noch verstärkt. Ihr ent-schlossener Blick unterstrich ihre würdevolle Haltung. Das apricotfarbene Kleid zauberte selbst Yvonne ein bewunderndes Lächeln auf die Lippen, das dezente Make-up betonte Melinas schöne, tief-blaue Augen und kam durch die offenen Haare besonders zur Geltung. Der selbstbewusste Händedruck, gepaart mit einem liebevollen Blick, ließ bei Ali jeden kriti-schen Gedanken verfliegen. Behutsam, nicht ohne Bewunderung, streifte sein Blick die sympathische Persönlichkeit, die vor ihm stand. Es gab Momente, die über das Ja oder Nein jeder weiteren Entscheidung eines Men-schen entschieden. Eine angenehme Frau wie Melina, die durch ihre Ausstrahlung überzeugte, aber keineswegs durch aufdringliches Verhalten auffiel. Ihre warme, ruhige Art breitete sich in der exotischen Lounge aus, die Verhandlungen bekamen eine entspannte Basis. Alle saßen be-quem. Ali durchbrach die erdrückende Stille. Also, Melina, etwas unsicher suchte er nach den richtigen Worten. Wir kennen uns ja schon flüchtig, Yvonne hat dir sicher schon einiges erzählt? Ja, ich habe allerdings noch ein paar Fragen. Sie wusste genau, was sie wissen wollte, es hatte in den letzten Tagen kaum einen Moment gegeben, in dem sie nicht alle Szenarien durchgespielt hatte, so selbstbewusst sprudelte es aus ihr heraus. Ihr seid verwandt? Natürlich wollte Melina wissen, worauf sie sich einließ. Sie wollte sicher sein, dass Ali diesen Mann kannte, am besten sehr gut. Dass er sie nicht gleich in Schwierigkeiten bringen würde. Und weder sie noch Yvonne wussten letztendlich, wer dieser Mann war. Es hätte auch eine arrangierte Vermittlung durch einen Fremden sein können, aber das hätte Melina kategorisch abgelehnt. Er ist mein Cousin, wir sind wie Geschwister aufgewachsen und zusammen zur Schule ge-gangen. Aus seinen Worten klang großes Ver-trauen, gepaart mit einem beruhigenden Tonfall, und es fiel Ali nicht schwer, über ihren zukünf-tigen Mann zu sprechen. Man merkte sofort, dass die beiden sich sehr nahe standen. Wie wird die Hochzeit ablaufen? Wer ist mein zukünftiger Bräutigam? Außerdem möchte ich wissen, worauf ich nach der Hochzeit achten muss, um nicht aufzufallen. Wie ist ...

Die Deutsche Melina und die albanische Burrnesha Petrit, die von Geburt an als Junge erzogen wurde, sind zwei Frauen, die ein ähnliches Schicksal teilen. Melina droht ein Schuldenberg in die Knie zu zwingen, Petrit wünscht sich die Freiheit. Beide wollen ein besseres Leben. Gefangen zwischen den Geschlechtern hofft sie auf ein selbstbestimmtes Leben, der einzige Ausweg scheint auf beiden Seiten etwas Verbotenes zu sein - eine Scheinehe, die Melina das nötige Geld und Petrit die Aussicht auf einen lukrativen Job in Deutschland bringen soll. Doch Melina ahnt nichts von der wahren Identität ihres vermeintlichen Ehemannes Petrit.

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Autor Müller, Margit
Verlag 8280-edition.ch
ISBN 9783039770304
ISBN/EAN 9783039770304
Lieferzeit Vorbestellbar
Erscheinungsdatum 14.06.2024
Lieferbarkeitsdatum 30.08.2024
Einband Kartoniert
Seitenzahl 360 S.

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ISBN 9783039770304
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Die Entscheidung Der Blick auf den Briefkasten im Hausflur verhieß nichts Gutes. Heute nicht, entschied sie und ging zur Wohnungstür. Für heute reicht es wirklich, seufzte sie. Ich bin müde und unglaublich er-schöpft von all den Sorgen. Die Gedanken an Marvin lenkten sie ab, der kleine Racker ließ nicht lange auf sich warten. Nach den üblichen Geschichten aus dem Kin-dergarten, die Marvin immer sehr lebhaft erzählte, aßen sie zu Abend. Das abendliche Bad mit viel Gelächter. Melina dachte nicht mehr an das Gespräch mit Yvonne, obwohl es sie immer noch tief in ihrem Inneren aufwühlte. Es war wie ein Keim, der langsam, aber sicher zu wachsen be-gann, ob sie wollte oder nicht. Das Lachen und die Fröhlichkeit ihres Sohnes brachten Leben in die Wohnung, die Zeit verging wie im Flug, wenig später schlief Marvin friedlich mit seinem Teddy im Arm ein. Es war sehr dunkel, die Sterne leuchteten hell und klar in dieser Nacht. Da stand sie nun, in dem nostalgischen Nachthemd ihrer Großmutter mit der schönen Spitze, an das Küchenfenster ge-lehnt. Die sternenklare Nacht, der aufgehende Mond warf Schatten auf den Küchenboden. Ihre Gedanken kehrten zurück. Sie fühlte sich einsam, unendlich einsam. Es war halb drei, als sie end-lich ins Bett ging, mit dem Entschluss, den sie endlich gefasst hatte. Die Entschlossenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben und in ihr Herz. Er-schöpft fielen ihr die Augen zu und sie schlief tief und fest ein. Der Morgen verlief wie immer, nur die Nacht war für Melina sehr kurz gewesen, viel zu kurz. Marvin war noch keine fünf Minuten aus dem Haus, als der Griff zum Handy zum Reflex wurde. Dreimal klingelte Yvonnes Handy, bis sich ihre vertraute Stimme meldete. Gut, ich mache es, sag mir Bescheid, wann Ali uns die Details erklären kann. Gut, ich gebe dir Bescheid. Ohne weitere Erklärungen von beiden Seiten verlief dieses Gespräch so direkt, emotionslos und ohne unnötiges Geplänkel, dass die Ernst-haftigkeit dieser Entscheidung eine ganz beson-dere Atmosphäre in sich trug. Wahre Freund-schaft braucht nicht viele Worte. Freundinnen wie die beiden konnten die Gefühle der anderen genau spüren. Yvonne wusste genau, wie schwer Melina diese Entscheidung gefallen war. Sie hatte Angst, aber was blieb ihr anderes übrig? Yvonne war sich sicher, dass man Ali vertrauen konnte. Zu oft hatte sie erlebt, wie sehr er sich von seinen Schwiegereltern abgelehnt fühlte. Jahre-lang hatte er beteuert, wie sehr er seine Frau und seine Kinder liebte, hatte unermüdlich für sein kleines Glück, für ein wenig Respekt gekämpft. Er war als Flüchtling in dieses Land gekommen, hatte sich verliebt. Seitdem kämpft er um seine Liebe. Ali hatte seit Jahren eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, sie hätten sich längst trennen können. aber es war Liebe. Der Stein war ins Rollen gekommen. Das erhoffte Glück begann mit diesem Telefonat. Wie gut, dass man manches nicht sehen konnte, dass die Zu-kunft nicht entschieden war und im Verborgenen blieb. Einem gemeinsamen Treffen stand nun nichts mehr im Weg, wenige Tage später war es dann soweit. Ali saß auf dem eigenwilligen Sofa, man sah ihm an, dass ihm der Geschmack von Yvonnes Wohnzimmer ein gewisses Unbehagen in der Bauchgegend verursachte. Yvonne kramte wie immer in irgendeiner Ecke, um wieder einmal ein exquisites Kunstwerk zu präsentieren. Ali hatte die eigenwillige Wohnungseinrichtung noch nicht verkraftet, jetzt ertrug er die gezeigten Kunst-gegenstände nur schwer. Sein gepresstes Sehr schön! war wohl seiner guten Erziehung ge-schuldet, er lächelte und musterte Yvonne, sie war ihm sympathisch. Keine dieser Frauen, die immer taten, was man ihnen sagte. Er konnte seine traditionelle Herkunft ohnehin nicht mit Überzeugung leben. Die Bewunderung für starke, eigenwillige Frauen war ihm anzumerken. Er lebte Gleichberechtigung und Respekt in jeder Bezie-hung, nur so - so war er überzeugt - sei ein glückliches Leben, eine glückliche Zweisamkeit in der Liebe möglich. Leider kannte er das aus seiner Heimat ganz anders. Dort standen Tradi-tion und Familienehre immer über dem Indivi-duum, das Wohl des Clans immer im Vorder-grund. Yvonnes grüne Haare passten in seinen Augen perfekt zu ihrem schwarzen Lederoutfit, das mit einer opulenten Silberkette um die Taille abge-rundet wurde. Dieses selbstbewusste Auftreten bestätigte seine Meinung über Frauen. Wahrscheinlich verstanden sich die beiden des-halb so gut. Nicht, dass er je daran gedacht hätte, mehr von ihr zu wollen. Nein, Respekt war für Ali mehr als nur ein Wort. Frauen waren für ihn das Tüpfelchen auf dem i, das die Welt noch reicher und interessanter machte. Der Blick auf seine Armbanduhr machte ihn ungeduldig, denn es stand viel auf dem Spiel. sehr viel. War es die Mühe wert? Konnte man dieser Frau trauen? Yvonne spürte instinktiv seine Zweifel und be-ruhigte ihn. Sie kommt um elf, und jetzt ist es erst halb elf. Du musst dich schon noch ein bisschen gedulden, lächelte sie. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich in ihren Ohrensessel fallen. Man kann ihr vertrauen. Als hätte sie geahnt, was Ali durch den Kopf ging. Ali, wie oft noch. sie ist lieb wie ein Lamm und absolut vertrauenswürdig. Sie ist bodenständig und hat einen wunderbaren Charakter, übrigens ist sie auch sehr misstrauisch und auch ängstlich. du wirst sie mögen. Yvonne wollte ihm klarmachen, dass es nichts zu befürchten gab. Andererseits sollte er nicht glauben, dass alles so einfach sei. Melina war kritisch, auch weil es um viel Geld ging. Jetzt lerne sie erst einmal kennen, bilde dir selbst ein Urteil, schloss Yvonne. Er lächelte angespannt, der vielsagende Blick-wechsel wurde jäh durch das Klingeln der Türglocke unterbrochen. Die Ungeduld hatte ein Ende. Wenig später stand Melina im Wohnzim-mer, die bedrückende Stille wurde durch das gegenseitige Abtasten noch verstärkt. Ihr ent-schlossener Blick unterstrich ihre würdevolle Haltung. Das apricotfarbene Kleid zauberte selbst Yvonne ein bewunderndes Lächeln auf die Lippen, das dezente Make-up betonte Melinas schöne, tief-blaue Augen und kam durch die offenen Haare besonders zur Geltung. Der selbstbewusste Händedruck, gepaart mit einem liebevollen Blick, ließ bei Ali jeden kriti-schen Gedanken verfliegen. Behutsam, nicht ohne Bewunderung, streifte sein Blick die sympathische Persönlichkeit, die vor ihm stand. Es gab Momente, die über das Ja oder Nein jeder weiteren Entscheidung eines Men-schen entschieden. Eine angenehme Frau wie Melina, die durch ihre Ausstrahlung überzeugte, aber keineswegs durch aufdringliches Verhalten auffiel. Ihre warme, ruhige Art breitete sich in der exotischen Lounge aus, die Verhandlungen bekamen eine entspannte Basis. Alle saßen be-quem. Ali durchbrach die erdrückende Stille. Also, Melina, etwas unsicher suchte er nach den richtigen Worten. Wir kennen uns ja schon flüchtig, Yvonne hat dir sicher schon einiges erzählt? Ja, ich habe allerdings noch ein paar Fragen. Sie wusste genau, was sie wissen wollte, es hatte in den letzten Tagen kaum einen Moment gegeben, in dem sie nicht alle Szenarien durchgespielt hatte, so selbstbewusst sprudelte es aus ihr heraus. Ihr seid verwandt? Natürlich wollte Melina wissen, worauf sie sich einließ. Sie wollte sicher sein, dass Ali diesen Mann kannte, am besten sehr gut. Dass er sie nicht gleich in Schwierigkeiten bringen würde. Und weder sie noch Yvonne wussten letztendlich, wer dieser Mann war. Es hätte auch eine arrangierte Vermittlung durch einen Fremden sein können, aber das hätte Melina kategorisch abgelehnt. Er ist mein Cousin, wir sind wie Geschwister aufgewachsen und zusammen zur Schule ge-gangen. Aus seinen Worten klang großes Ver-trauen, gepaart mit einem beruhigenden Tonfall, und es fiel Ali nicht schwer, über ihren zukünf-tigen Mann zu sprechen. Man merkte sofort, dass die beiden sich sehr nahe standen. Wie wird die Hochzeit ablaufen? Wer ist mein zukünftiger Bräutigam? Außerdem möchte ich wissen, worauf ich nach der Hochzeit achten muss, um nicht aufzufallen. Wie ist ...

Die Deutsche Melina und die albanische Burrnesha Petrit, die von Geburt an als Junge erzogen wurde, sind zwei Frauen, die ein ähnliches Schicksal teilen. Melina droht ein Schuldenberg in die Knie zu zwingen, Petrit wünscht sich die Freiheit. Beide wollen ein besseres Leben. Gefangen zwischen den Geschlechtern hofft sie auf ein selbstbestimmtes Leben, der einzige Ausweg scheint auf beiden Seiten etwas Verbotenes zu sein - eine Scheinehe, die Melina das nötige Geld und Petrit die Aussicht auf einen lukrativen Job in Deutschland bringen soll. Doch Melina ahnt nichts von der wahren Identität ihres vermeintlichen Ehemannes Petrit.

 

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