Herz auf Empfang

Witemeyer, Karen

288 Seiten

12,95 €
Inkl. 7% Steuern

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Erscheint am: 08.05.2018

Kapitel 1 Spätherbst 1894 Denison, Texas "Amos Bledsoe! Verschwinden Sie von der Straße, bevor Sie mit diesem neumodischen Apparat noch jemanden umbringen!" Er musste sich zusammenreißen, doch er schaffte es, nicht die Augen in Richtung der jungen Dame zu verdrehen, die auf dem Bürgersteig vor dem Geschäft der Damenschneiderin Hof hielt. Seine Mutter hatte ihm Manieren beigebracht, also entschied er sich dazu, stattdessen eine Hand vom Lenkrad zu nehmen und seinen Hut zu lupfen, als er langsam an ihr vorbeifuhr. Dann hielt er an und stieg ab. "Miss Dexter." Er zwang sich sogar zu einem Lächeln, obwohl seine Bemühungen die Empörung auf dem Gesicht der Dame nicht mildern konnten. Er nickte auch ihren allgegenwärtigen Begleiterinnen zu. "Miss Berryhill. Miss Watts." "Ich muss etwas feststellen." Harriet rümpfte die Nase, während sie mit ihrer behandschuhten Hand in seine Richtung wedelte. "Wenn Gott gewollt hätte, dass die Menschheit sich auf zweirädrigen Apparaten fortbewegt, hätte er keine Pferde erschaffen. Sehen Sie doch nur, wie zittrig Sie fahren. Jeder Mensch mit Verstand weiß doch, dass nur Fahrzeuge mit vier Rädern stabil sind." "Was ist mit einem zweirädrigen Ponykarren?", warf Miss Berryhill mit gerunzelter Stirn ein. "Meine Tante Bea fährt die ganze Zeit mit so einem Karren durch die Gegend und hatte noch nie Prob-leme." "Das liegt daran, dass er an einem Pony befestigt ist. Einem Lebewesen mit vier Beinen", schnappte Harriet. "Das Tier gibt dem Karren Stabilität." Amos musste zugeben, dass sie nie um eine kluge Antwort verlegen war. So wenig er sie auch leiden konnte, weil sie ihn nicht leiden konnte, musste er doch ihre Intelligenz anerkennen. Er wünschte sich nur, sie würde sie für etwas anderes einsetzen, als ihn in der Öffentlichkeit herabzusetzen. Denn das schien ihr liebster Zeitvertreib zu sein. "Fahrräder sind vollkommen ungefährlich, das kann ich Ihnen versichern", konterte Amos, entschlossen, ihr seine moralische Überlegenheit zu zeigen. "Selbst junge Frauen fahren sie. Im Osten sind sie der neuste Schrei. Haben Sie denn nicht die Bilder in der aktuellen Ausgabe von Harpers Bazar gesehen?" Na gut, dann bekam seine moralische Überlegenheit eben einen kleinen Knick. Doch er konnte dem Drang, sie zu reizen, einfach nicht widerstehen. "Meine Schwester hat gesagt, dass die Fahrradmode aus Paris auf dem Titelbild von Harpers zu sehen war." Er nickte in Richtung der Schneiderei. "Wenn Sie sich noch nicht informieren konnten, wird Mrs Ludlow Ihnen bestimmt gerne ihre Ausgabe zur Verfügung stellen." Er hätte niemals gedacht, dass es ihm einmal zugutekommen würde, eine Schwester zu haben, die ständig den neusten Modetrends hinterherjagte. Doch jetzt, wo er sah, wie Harriet Dexter verzweifelt nach einer schlagfertigen Antwort suchte, waren die endlos langen Abende, die er im Salon seiner Mutter damit verbracht hatte, den Frauengesprächen über Stoffe und Schnittmuster zuzuhören, die Qualen plötzlich wert. "Wirklich, Amos!", haspelte Harriet. "Wie vulgär von Ihnen, in gemischter Gesellschaft von. von Hosenröcken und. und Pluderhosen zu sprechen. Ich bin entsetzt. Einfach nur entsetzt." Sie schnaubte und marschierte auf dem Bürgersteig in die andere Richtung. "Kommt, meine Damen. Ich sehe einen Gentleman, der unsere Gesellschaft mehr zu schätzen weiß. Hallo, Roy!" Sie winkte und ein Cowboy, der vor Yeidels Bierhalle stand, tippte sich an die Hutkrempe - kurz, bevor er einen Schwall Kautabak in den Straßenschmutz spuckte. Offensichtlich ein Bild von einem Gentleman! Wie könnte Amos da mithalten? Die Flucht in den Sarkasmus nahm der Zurückweisung normalerweise ihren Stachel, obwohl einige Wunden zurückblieben. Das war immer so. Selbst nach all den Jahren der Übung. Amos zuckte mit der Schulter und setzte sich wieder auf sein Fahrrad. Er trat kräftiger als sonst in die Pedale, um so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und sein jüngstes kommunikatives Scheitern zu bringen. Die Begegnung heute

Für die junge, introvertierte Telegrafistin Grace ist die Frauenkolonie von Harpers Station Heimat und Zufluchtsort zugleich. Als sie über die Telegrafenleitung die Bekanntschaft von Amos, einem netten Kollegen, macht, gerät ihr zurückgezogenes Leben in Bewegung. Doch gerade, als Grace zu hoffen beginnt, dass das Leben noch etwas Glück für sie bereithält, zieht eine ernstzunehmende Bedrohung am Himmel über Harpers Station auf: Ein alter Feind nimmt ihre Spur wieder auf und bedroht das Leben von Grace und ihren Freunden. Als Amos davon erfährt, macht er sich auf den Weg, um der Frau, die er noch nie gesehen hat, beizustehen. Aber kann er, der brillentragende, fahrradfahrende Telegrafist, der mehr Intelligenz als Muskeln besitzt, Grace der Helfer sein, den sie jetzt braucht?

Karen Witemeyer liebt historische Romane mit Happy-End-Garantie und einer überzeugenden christlichen Botschaft. Nach dem Studium der Psychologie begann sie selbst mit dem Schreiben. Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Texas.

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Autor Witemeyer, Karen
Verlag Francke-Buchhandlung GmbH
ISBN 9783963620027
Blickfeldnummer 332002
ISBN/EAN 9783963620027
Lieferzeit Vorbestellbar
Erscheinungsdatum 08.05.2018
Lieferbarkeitsdatum 11.12.2022
Einband Paperback
Format 2.5 x 20.5 x 13.5
Seitenzahl 288 S.
Gewicht 343

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Verlag Francke-Buchhandlung GmbH
ISBN 9783963620027
Erscheinungsdatum 08.05.2018
Einband Paperback
Format 2.5 x 20.5 x 13.5
Gewicht 343

Kapitel 1 Spätherbst 1894 Denison, Texas "Amos Bledsoe! Verschwinden Sie von der Straße, bevor Sie mit diesem neumodischen Apparat noch jemanden umbringen!" Er musste sich zusammenreißen, doch er schaffte es, nicht die Augen in Richtung der jungen Dame zu verdrehen, die auf dem Bürgersteig vor dem Geschäft der Damenschneiderin Hof hielt. Seine Mutter hatte ihm Manieren beigebracht, also entschied er sich dazu, stattdessen eine Hand vom Lenkrad zu nehmen und seinen Hut zu lupfen, als er langsam an ihr vorbeifuhr. Dann hielt er an und stieg ab. "Miss Dexter." Er zwang sich sogar zu einem Lächeln, obwohl seine Bemühungen die Empörung auf dem Gesicht der Dame nicht mildern konnten. Er nickte auch ihren allgegenwärtigen Begleiterinnen zu. "Miss Berryhill. Miss Watts." "Ich muss etwas feststellen." Harriet rümpfte die Nase, während sie mit ihrer behandschuhten Hand in seine Richtung wedelte. "Wenn Gott gewollt hätte, dass die Menschheit sich auf zweirädrigen Apparaten fortbewegt, hätte er keine Pferde erschaffen. Sehen Sie doch nur, wie zittrig Sie fahren. Jeder Mensch mit Verstand weiß doch, dass nur Fahrzeuge mit vier Rädern stabil sind." "Was ist mit einem zweirädrigen Ponykarren?", warf Miss Berryhill mit gerunzelter Stirn ein. "Meine Tante Bea fährt die ganze Zeit mit so einem Karren durch die Gegend und hatte noch nie Prob-leme." "Das liegt daran, dass er an einem Pony befestigt ist. Einem Lebewesen mit vier Beinen", schnappte Harriet. "Das Tier gibt dem Karren Stabilität." Amos musste zugeben, dass sie nie um eine kluge Antwort verlegen war. So wenig er sie auch leiden konnte, weil sie ihn nicht leiden konnte, musste er doch ihre Intelligenz anerkennen. Er wünschte sich nur, sie würde sie für etwas anderes einsetzen, als ihn in der Öffentlichkeit herabzusetzen. Denn das schien ihr liebster Zeitvertreib zu sein. "Fahrräder sind vollkommen ungefährlich, das kann ich Ihnen versichern", konterte Amos, entschlossen, ihr seine moralische Überlegenheit zu zeigen. "Selbst junge Frauen fahren sie. Im Osten sind sie der neuste Schrei. Haben Sie denn nicht die Bilder in der aktuellen Ausgabe von Harpers Bazar gesehen?" Na gut, dann bekam seine moralische Überlegenheit eben einen kleinen Knick. Doch er konnte dem Drang, sie zu reizen, einfach nicht widerstehen. "Meine Schwester hat gesagt, dass die Fahrradmode aus Paris auf dem Titelbild von Harpers zu sehen war." Er nickte in Richtung der Schneiderei. "Wenn Sie sich noch nicht informieren konnten, wird Mrs Ludlow Ihnen bestimmt gerne ihre Ausgabe zur Verfügung stellen." Er hätte niemals gedacht, dass es ihm einmal zugutekommen würde, eine Schwester zu haben, die ständig den neusten Modetrends hinterherjagte. Doch jetzt, wo er sah, wie Harriet Dexter verzweifelt nach einer schlagfertigen Antwort suchte, waren die endlos langen Abende, die er im Salon seiner Mutter damit verbracht hatte, den Frauengesprächen über Stoffe und Schnittmuster zuzuhören, die Qualen plötzlich wert. "Wirklich, Amos!", haspelte Harriet. "Wie vulgär von Ihnen, in gemischter Gesellschaft von. von Hosenröcken und. und Pluderhosen zu sprechen. Ich bin entsetzt. Einfach nur entsetzt." Sie schnaubte und marschierte auf dem Bürgersteig in die andere Richtung. "Kommt, meine Damen. Ich sehe einen Gentleman, der unsere Gesellschaft mehr zu schätzen weiß. Hallo, Roy!" Sie winkte und ein Cowboy, der vor Yeidels Bierhalle stand, tippte sich an die Hutkrempe - kurz, bevor er einen Schwall Kautabak in den Straßenschmutz spuckte. Offensichtlich ein Bild von einem Gentleman! Wie könnte Amos da mithalten? Die Flucht in den Sarkasmus nahm der Zurückweisung normalerweise ihren Stachel, obwohl einige Wunden zurückblieben. Das war immer so. Selbst nach all den Jahren der Übung. Amos zuckte mit der Schulter und setzte sich wieder auf sein Fahrrad. Er trat kräftiger als sonst in die Pedale, um so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und sein jüngstes kommunikatives Scheitern zu bringen. Die Begegnung heute

Für die junge, introvertierte Telegrafistin Grace ist die Frauenkolonie von Harpers Station Heimat und Zufluchtsort zugleich. Als sie über die Telegrafenleitung die Bekanntschaft von Amos, einem netten Kollegen, macht, gerät ihr zurückgezogenes Leben in Bewegung. Doch gerade, als Grace zu hoffen beginnt, dass das Leben noch etwas Glück für sie bereithält, zieht eine ernstzunehmende Bedrohung am Himmel über Harpers Station auf: Ein alter Feind nimmt ihre Spur wieder auf und bedroht das Leben von Grace und ihren Freunden. Als Amos davon erfährt, macht er sich auf den Weg, um der Frau, die er noch nie gesehen hat, beizustehen. Aber kann er, der brillentragende, fahrradfahrende Telegrafist, der mehr Intelligenz als Muskeln besitzt, Grace der Helfer sein, den sie jetzt braucht?

Karen Witemeyer liebt historische Romane mit Happy-End-Garantie und einer überzeugenden christlichen Botschaft. Nach dem Studium der Psychologie begann sie selbst mit dem Schreiben. Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Texas.

 

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